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13.10.2024 /17:48:20
Albaniens Regierungschef: Wir sind 2030 EU-beitrittsbereit

Berlin, 13. Okt (Reuters) - Albaniens Ministerpräsident Edi Rama setzt darauf, dass es auf dem Westbalkan-Treffen im Kanzleramt zur endgültigen Verständigung über das regionale Freihandelsabkommen CEFTA kommen kann und will sein Land bis 2030 zur EU-Beitrittsreife führen. "Morgen wird es wichtig sein, ... den CEFTA-Mechanismus festzulegen", sagte Rama am Sonntag im Reuters-TV-Interview mit Blick auf die Westbalkan-Konferenz im Kanzleramt. Am Mittwoch hatte Außenministerin Annalena Baerbock bekannt gegeben, dass ein Durchbruch bei den Verhandlungen zu dem mitteleuropäischen Handelsabkommen gelungen sei, das als Vorbereitung auf einen EU-Beitritt angesehen wird. Rama lobte den 2014 gestarteten sogenannten Berlin-Prozess, der die Zusammenarbeit zwischen den sechs Westbalkan-Staaten tatsächlich verstärkt und die Länder näher an die EU herangeführt habe.

Dabei habe paradoxerweise auch Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinem Überfall auf die Ukraine geholfen, sagte Rama. "Das war der Moment, in dem die Europäische Union erkannte, dass die geopolitische Strategie des westlichen Balkans nicht nur in der Theorie gut, sondern auch in der Praxis wichtig war", sagte Rama. Denn die Region sei für die EU so wichtig wie umgekehrt die EU für die sechs Länder. Seit dem russischen Überfall habe es "einen echten Tempowechsel" in den Verhandlungen zwischen der EU mit Albanien, Serbien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien und Montenegro gegeben.

Ziel seiner Regierung sei es, dass Albanien 2030 beitrittsbereit sei. Dann müsse man sehen, ob die EU zu einer Aufnahme in der Lage sei. "Mit Gottes Hilfe wird uns zu diesem Zeitpunkt keine entscheidende Wahl im Weg stehen, denn sonst weiß man ja nie", sagte er in Anspielung auf Abstimmungen in einzelnen EU-Staaten. Hintergrund ist, dass innenpolitischen Überlegungen der Regierungen in den Niederlanden oder Frankreich den Beitrittsprozess mit den Westbalkan-Staaten immer wieder verzögert hatten.

Rama kündigte an, dass er im kommenden Jahr eine vierte Amtszeit anstreben werde. "Ich glaube, dass ich kandidieren muss, denn es gibt noch viel zu tun", sagte er. Er verwies auf die wirtschaftliche Entwicklung, gerade im Tourismus. Albanien habe mittlerweile den am schnellsten wachsenden Flughafen Europas. "Mit dem möglichen Ziel, noch in diesem Jahrzehnt in Brüssel die Fahne hochzuhalten, lohnt es sich also, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren." Innenpolitisch erlebte das Land in den vergangenen Wochen auch Demonstrationen gegen seine Regierung.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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