Nachricht


11.09.2024 /14:27:18
FOKUS 2-Mexikos Senat billigt umstrittene Justizreform - Tumulte bei Debatte

(Senat stimmt abschließend für Reform)

*

Oppositionspolitiker stimmte mit Regierungslager



*

Demonstranten stürmten Senat und erzwangen Unterbrechung



*

Gegner befürchten Gefahr für Rechtstaatlichkeit



*

USA und Kanada warnen vor Folgen für Handel und Investitionen





Mexiko-Stadt, 11. Sep (Reuters) - In Mexiko hat der
Senat die umstrittene Justizreform gebilligt. Möglich wurde die
verfassungsgemäß erforderliche Zweidrittelmehrheit am Mittwoch
dadurch, dass ein Senator der oppositionellen PAN-Partei in das
Lager der Regierungspartei Morena und ihrer Verbündeten überlief
und dafür stimmte. Bei der Debatte war es zu Tumulten gekommen.
Demonstranten drangen mit mexikanischen Flaggen und
"Verräter"-Rufen in das Senatsgebäude ein und erzwangen eine
Unterbrechung der Sitzung. Das Unterhaus hatte die Reform
bereits in der vergangenen Woche verabschiedet. Die vom
scheidenden Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador vorgelegten
Pläne sehen unter anderem eine Direktwahl von Richtern durch das
Volk vor. Gegner der Pläne befürchten, dass der Umbau in der
Justiz die Rechtsstaatlichkeit gefährden und der Wirtschaft
schaden könnte.

Oppositionsvertreter warfen dem Regierungslager unlautere Taktiken vor, um sich die notwendigen Stimmen zu sichern. So soll ein Senator festgehalten worden sein, um ihn an der Abstimmung zu hindern und andere unter Druck gesetzt oder bestochen worden sein. Die Regierungspartei wies die Vorwürfe zurück.

Die USA und Kanada als wichtigste Handelspartner Mexikos haben gewarnt, dass die Reform das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA untergraben und sich negativ auf Investitionen auswirken könnte. Präsident Lopez Obrador rechtfertigt die Pläne hingegen als entscheidend für die Wahrung der Integrität der mexikanischen Justiz und dafür, dass sie dem Volk und nicht kriminellen Interessen dient. Kritiker befürchten jedoch, es handle sich um eine beunruhigende Machtkonzentration in den Händen der Regierungspartei Morena.

Kernstück der Reform ist die Wahl von mehr als 6500 Richtern und Magistraten, einschließlich des Obersten Gerichtshofs, direkt durch das Volk. Zudem soll die Zahl der obersten Richter von elf auf neun reduziert sowie ihre Amtszeit auf zwölf Jahre verkürzt werden. Die Mindestaltersgrenze von 35 Jahren soll abgeschafft und die erforderliche Berufserfahrung auf fünf Jahre halbiert werden. Der Streit dürfte auch die ersten Amtsmonate der neuen Präsidentin Claudia Sheinbaum bestimmen, die am 2. Oktober die Nachfolge ihres Mentors Lopez Obrador antreten wird.

(Bericht von Cassandra Garrison und Adriana Barrera, geschrieben von Christian Götz, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.