Berlin, 13. Jun (Reuters) - Der seit mehr als zwei Jahren anhaltende Anstieg der Regelinsolvenzen ist im Mai gestoppt worden. Die Zahl sank um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. "Das war der erste Rückgang dieses Frühindikators im Vorjahresvergleich seit März 2023", hieß es. Der Schnellindikator greift Meldungen der Plattform Insolvenzbekanntmachungen.de auf. Für die amtliche Statistik werden dann direkt Daten von Gerichten verwendet, die nicht so schnell zur Verfügung stehen, da sie nochmals geprüft werden.
Für das erste Quartal meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 5891 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 13,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge ist das der höchste Wert der Firmenpleiten in einem ersten Quartal seit elf Jahren. Die Forderungen der Gläubiger werden auf rund 19,9 Milliarden Euro beziffert, nach rund 11,3 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.
"Ausbleibende Aufträge und schleppende Nachfrage einerseits, hohe Kosten für Energie, Arbeit und Bürokratie andererseits: All das bringt viele Betriebe ins Straucheln", sagte DIHK-Chefanalyst Volker Treier. Hinzu komme eine erhebliche Verunsicherung infolge der US-Zoll- und Handelspolitik. Der Anstieg sei daher "ein deutliches Warnzeichen für unseren Wirtschaftsstandort".
Einer DIHK-Umfrage unter mehr als 23.000 Betrieben zufolge schätzen 43 Prozent ihre Finanzlage als problematisch ein - so viele wie seit Ende der Corona-Pandemie und dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine nicht mehr. Unter allen Branchen sehen sich die Handelsbetriebe mit den meisten Problemen in der Finanzierung konfrontiert (46 Prozent). Forderungsausfälle, Liquiditätsprobleme und Eigenkapitalrückgang bleiben demnach hoch, die Insolvenzgefahr steige. Gleiches gelte für etliche Dienstleister. "Eine Wende zum Besseren sehen die Unternehmen noch nicht ? die Geschäftserwartungen sind weiterhin im Keller", sagte Treier.
Gestiegen ist von Januar bis März auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Sie erhöhte sich um 6,3 Prozent auf 18.573, wie das Statistikamt mitteilte.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)