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15.01.2025 /12:52:49
FOKUS 1-Rekord-Genehmigungen für Windräder stimmen Branche optimistisch

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Nach Solar- nun auch Windenergie auf Kurs für Ausbauziele



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Zuschläge für Windpark-Bau signalisieren Boom in nächsten Jahren



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Windrad-Produzent Nordex mit Auftragsflut



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Hersteller: Windbranche stemmt sich gegen deutsche Rezession





(Neu: Pressekonferenz, Hintergrund, Nordex)
- von Markus Wacket
Berlin, 15. Jan (Reuters) -

Die deutsche Windbranche blickt angesichts einer Rekordzahl an Projekt-Genehmigungen und der Ampel-Reformen wieder optimistisch in die Zukunft. 2024 wurden Projekte an Land mit 2405 Windrädern und 14 Gigawatt Leistung von den Behörden gebilligt, wie der Bundesverband Windenergie (BWE) am Mittwoch mitteilte. Den Zuschlag für den Bau erhielten 2024 demnach 1890 Windräder mit elf Gigawatt Leistung. Dies werde sich in den nächsten Jahren im Bau niederschlagen: So wird 2025 mit neuen Windrädern mit einer Leistung von 4,8 bis 5,3 Gigawatt gerechnet. Die Ausbauziele der Regierung bis 2030 rückten mit den Rekord-Genehmigungen nun in greifbare Nähe, sagte BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek. Sie warnte aber mit Blick auf eine neue Bundesregierung: "Es darf jetzt keine Abbruchkante entstehen."

2024 waren es nur 3,25 Gigawatt und damit weniger als
vom Verband vorhergesagt, was zum Teil auf Lieferprobleme
zurückgeführt wurde. Insgesamt drehen sich nun fast 29.000
Windräder an Land mit rund 63,5 Gigawatt Leistung. Im Jahr 2026
sollen laut Regierungsplanung 84 Gigawatt installiert sein. Bis
2030 will Deutschland rund 80 Prozent seines Stromverbrauchs aus
Erneuerbaren Energien decken. Die Windenergie ist dabei die
wichtigste Quelle. Betreiber können sich mit genehmigten
Projekten an Ausschreibungen beteiligen. Die Vorhaben mit den
geringsten geforderten Subventionen bekommen den Zuschlag von
der Bundesnetzagentur und können gebaut werden.
 
BRANCHE: REKORDE ZEIGEN WIRKUNG VON AMPEL-REFORMEN
 
"Die Rekorde bei Zuschlägen und Neugenehmigungen
verdeutlichen die starke Wirksamkeit der Reformen der
vergangenen Jahre", sagte BWE-Präsidentin Heidebroek mit Blick
auf die Vielzahl von Erleichterungen für die Branche, mit der
sich der Stau bei Genehmigungen aufgelöst hat. So wurde der
Windkraft ein "überragendes öffentliches Interesse" gesetzlich
eingeräumt. Auch Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des
Herstellerverbandes VDMA Power Systems, sprach von einer neuen
Dynamik im Markt. "Dies ist ein bedeutender Schritt in die
richtige Richtung. Die neue Bundesregierung muss es schaffen,
diese Dynamik aufrechtzuerhalten."
 
Bei der Solarenergie hat bereits in den vergangenen zwei
Jahren ein Boom eingesetzt: 2024 wurden rund 17 Gigawatt
installiert. Die Erneuerbaren Energien deckten so bereits mehr
als die Hälfte des Stromverbrauchs. Die Windenergie lag bislang
wegen langwieriger Genehmigungen und Widerstands von
Bürgerinitiativen zurück.
 
Dies habe sich aber seit dem russischen Angriffskrieg
gegen die Ukraine geändert, sagte Heidebroek vom BWE. "Die
Menschen haben gemerkt, dass die Abhängigkeit von Russland mit
großen Risiken verbunden ist." Der Widerstand vor Ort nehme
daher ab. "Wir merken eher, dass die Akzeptanz wächst."
Heidebroek appellierte an die Parteien, den Kurs in einer neuen
Regierung fortzusetzen. Das gesetzlich verankerte "überragende
öffentliche Interesse" an der Windenergie dürfe nicht
aufgeweicht werden, sagte sie mit Blick auf Überlegungen auch
aus der Union.
 
VDMA-Power-Systems-Geschäftsführer Rendschmidt verwies
auf die Bedeutung der Branche für Deutschland insgesamt, die
sich in der aktuellen Rezession gegen die Wirtschaftsflaute
stemme. "Die neue Bundesregierung muss es schaffen, die Dynamik
aufrechtzuerhalten", sagte er.
 
Die Windräder für Deutschland werden bislang nahezu
ausschließlich in Deutschland oder Europa gebaut. Der Produzent
Nordex <NDXG.DE> spürt den Boom ebenfalls und übertraf mit den
Zahlen für 2024 die Erwartungen. Auch für 2025 zeigte sich das
Unternehmen optimistisch.
 
Allerdings versuchen verstärkt chinesische Firmen in
den Markt vorzudringen. Rendschmidt forderte, es müsse faire
Wettbewerbsbedingungen geben. Zudem müsse der Cybersicherheit
eine große Rolle zukommen, da die Windenergie zur kritischen
Infrastruktur gehöre und Hersteller theoretisch die Anlagen auch
selbst steuern könnten.

(Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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