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07.01.2025 /17:35:39
TOP-THEMA-FPÖ-Chef will "neue Ära" in Österreich und Gespräche mit der ÖVP

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Kickl will Parteispitze Koalitionsgespräche mit ÖVP vorschlagen



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FPÖ-Chef will Österreich "ehrlich regieren"

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Kickl: ÖVP muss ihre Fehler und FPÖ-Wahlsieg anerkennen

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FPÖ-Chef: Wir wären notfalls für Neuwahlen gerüstet

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(Mit Details, mehr Zitaten aus PK)
- von Francois Murphy und Klaus Lauer
Wien/Berlin, 07. Jan (Reuters) -

Der FPÖ-Chef und mögliche künftige österreichische Bundeskanzler Herbert Kickl plädiert für Koalitionsgespräche mit der konservativen ÖVP und stellt dafür Forderungen. Die ÖVP müsse ehrlich verhandeln, sagte der Rechtspopulist am Dienstag in Wien bei einem Statement vor der Presse, wo keine Fragen zugelassen waren. Zudem müsse allen klar sein, dass die FPÖ die Wahl gewonnen habe und die Konservativen die Verantwortung dafür hätten, dass das Land derzeit in einer so schlechten wirtschaftlichen und budgetären Lage sei. Er wolle der FPÖ-Parteispitze bei einem Treffen am Dienstagabend Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP vorschlagen, sagte Kickl. "Wir brauchen einen (Partner), dem man glauben und vertrauen kann." Sein Ziel sei, "Österreich ehrlich zu regieren".

Kickl hatte am Montag von Bundespräsident Alexander Van
der Bellen den Auftrag erhalten, mit der ÖVP in
Koalitionsverhandlungen die Bildung einer Regierung zu prüfen.
Der 56-Jährige könnte damit erster rechter Bundeskanzler werden.
Denn die FPÖ hat die Parlamentswahl im September gewonnen und
mehr Stimmen geholt als die ÖVP. Diese wäre dann - anders als
bei gemeinsamen Regierungen in der Vergangenheit - Juniorpartner
in einer blau/türkis-schwarzen Koalition.
 
Zuvor waren Koalitionsverhandlungen zwischen der noch
regierenden ÖVP und der sozialdemokratischen SPÖ ebenso
gescheitert wie Dreier-Gespräche mit den liberalen Neos.
Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer hatte am Samstag seinen
Rücktritt angekündigt.
KICKL MIT AUSGESTRECKTER HAND FÜR KONSERVATIVE ÖVP

Kickl sagte, er habe bereits nach der Wahl Nehammer die Hand ausgestreckt. Doch weder die ÖVP, noch die SPÖ wollten mit den Freiheitlichen ein Bündnis schließen. Inzwischen machte die ÖVP unter ihrem neuen Chef Christian Stocker eine Kehrtwende und ist zu Koalitionsverhandlungen bereit. "Wenn wir zu diesen Gesprächen eingeladen werden, dann werden wir diese Einladung auch annehmen", hatte Stocker am Sonntag gesagt.

Deshalb betonte Kickl nun, er strecke auch Stocker die
Hand entgegen. "Das ist gar nicht leicht", räumte der FPÖ-Chef
Kickl ein. Denn Stocker hatte Kickl in der Vergangenheit scharf
kritisiert und anfangs eine Koalition von ÖVP und FPÖ strikt
abgelehnt. Sollten die Parteigremien grünes Licht geben, werde
er mit Stocker Kontakt aufnehmen, sagte Kickl. Dann werde man im
kleinen Kreis ausloten, ob es Koalitionsverhandlungen gebe.
 
"KEINE SPIELCHEN, KEINE TRICKS"
 
Es sei wichtig, ähnliche oder gleiche Ziele zu haben -
bei Koalitionsverhandlungen und der Regierungsarbeit. Kickl
mahnte die ÖVP: "Keine Spielchen, keine Tricks, keine Sabotage,
keine Quertreiberei und keine Politik um des Machterhaltens."
Wichtig sei vielmehr eine "Politik für eine echte Veränderung,
einen Wiederaufbau und für den Beginn einer neuen Ära."
 
Die Konservativen müssten geschlossen und mit einer
eindeutigen und einheitlichen Position verhandeln. Sollte dies
nicht gewährleistet sein, "dann war's das auch schon wieder",
sagte Kickl. "Dann gibt es eben Neuwahlen - wir sind dafür
gerüstet." Er verwies auf Umfragen, wonach die FPÖ ihren
Vorsprung gegenüber der ÖVP seit der Wahl noch ausgebaut habe.
 
Kickl warf der scheidenden Koalition aus ÖVP und Grünen
vor, das Land heruntergewirtschaftet zu haben - wirtschaftlich
und finanziell. "Unser Land wurde also vor die Wand gefahren."
Nun brauche es einen "massiven politischen Feuerwehreinsatz"
sowie einen Wiederaufbau im Geiste eines neuen Optimismus und
mit einer neuen Art von Politik. Die Politik müsse eher Diener
der Menschen sein und nicht deren Schulmeister.
Die FPÖ war seit dem Jahr 2000 schon dreimal als
Juniorpartner in einer ÖVP-geführten Bundesregierung vertreten.
Allerdings hielt keines der Bündnisse bis zum Ende. Kickl selbst
war von Dezember 2017 bis zum Zusammenbruch der Koalition im Mai
2019 Bundesinnenminister. Die Freiheitlichen legten bei der Wahl
im September um fast 13 Prozentpunkte zu und holten mit knapp 29
Prozent die meisten Stimmen. Die ÖVP hingegen verlor gut 11
Punkte auf rund 26 Prozent. Die SPÖ erreichte etwas über 21
Prozent.
 
Gemeinsamkeiten gibt es zwischen ÖVP und FPÖ in mehreren
Fragen, etwa beim strikten Kurs zum Thema Einwanderung und
Abschiebungen. Zudem plädieren beide Parteien für eine
wirtschaftsfreundliche Politik mit Steuersenkungen, müssten aber
mit der schwierigen Haushaltslage zurechtkommen. Kritisch dürfte
sein, dass die FPÖ Hilfen für die Ukraine ebenso ablehnt wie
Sanktionen gegen Russland. Inhaltlich äußerte sich Kickl hierzu
nicht. Außenpolitik spielte keine Rolle in seinem Statement.

(Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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