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17.10.2024 /16:45:38
FOKUS 1-Bei der BayWa müssen Chef und Finanzvorstand gehen

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Pöllinger geht Ende Oktober, Finanzchef erst im März

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Chef-Sanierer Baur ist der neue starke Mann

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BayWa-Aktie legt fast vier Prozent zu
 
(neu: Aufsichtsratschef Scheller, Aktie)
München, 17. Okt (Reuters) - Der angeschlagene
Agrarkonzern BayWa <BYWGnx.DE> trennt sich von Vorstandschef
Marcus Pöllinger und Finanzvorstand Andreas Helber. Pöllinger,
der das Unternehmen seit eineinhalb Jahren führt, geht Ende
Oktober, wie die BayWa am Donnerstag in München mitteilte.
Helber, der seit fast 14 Jahren Finanzvorstand ist, soll noch
den Jahresabschluss des verschachtelten Unternehmens
fertigstellen und dann Ende März 2025 ausscheiden. Ihr Abschied
hatte sich abgezeichnet, nachdem die BayWa im Sommer in eine
existenzbedrohende Krise geraten war. Neuer starker Mann ist der
Sanierungsexperte Michael Baur. Die BayWa hatte ihn von der
Unternehmensberatung Alix Partners angeheuert, zunächst als
externen Restrukturierer, später als Generalbevollmächtigten. Er
soll nun in den Vorstand einziehen.
"Baur spielt dort natürlich eine sehr wichtige Rolle",
sagte Aufsichtsratschef Gregor Scheller der Nachrichtenagentur
Reuters. "Die BayWa braucht auch einen Neuanfang." Das
Unternehmen zitierte Scheller mit den Worten: Die erforderliche
Restrukturierung und die damit einhergehende neue Struktur der
BayWa erfordern neue Kompetenz für den Vorstand." Die Suche nach
einem Nachfolger für Pöllinger habe begonnen. Scheller wollte
sich nicht festlegen, wann die Suche abgeschlossen sein werde.
Die BayWa-Aktie legte nach der Mitteilung fast vier Prozent auf
11,30 Euro zu.
Der hochverschuldete Agrar- und Baustoffhändler hatte im
Juli akute Liquiditätsengpässe eingestehen müssen, unter anderem
weil das Projektgeschäft mit Wind- und Solaranlagen ins Stocken
geraten war und die Zinsen anzogen. Noch wenige Wochen zuvor
hatte die BayWa eine Anleihe über 500 Millionen Euro getilgt,
die Begebung einer neuen Anleihe war gescheitert, weil die
Investoren dem Unternehmen damals schon misstrauten. Die Banken
und die Großaktionäre aus dem Genossenschaftssektor stützen das
Unternehmen mit mehr als einer Milliarde Euro, eine endgültige
Lösung soll bis zum Jahresende gefunden werden. Scheller wollte
sich nicht zu Inhalten des Sanierungsgutachtens äußern, das die
Trennung von einzelnen Geschäftsbereichen vorschlägt. Zunächst
gehe es darum, Ruhe ins Unternehmen zu bringen.
Pöllinger war lange Jahre die rechte Hand seines
Vorgängers als Vorstandschef, Klaus Josef Lutz. Dieser ging aber
bald auf Distanz zu Pöllinger und trat als Aufsichtsratschef
zurück, nachdem das Gremium eine Abberufung des Vorstandschefs
nicht mittragen wollte.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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