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08.07.2025 /09:14:40
SPOTANALYSE-Ökonomen zu den angekündigten neuen US-Zöllen

08. Jul (Reuters) - US-Präsident Donald Trump hat die ersten einer erwarteten Welle von Zoll-Ankündigungen veröffentlicht. Ab dem 1. August würden Aufschläge in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus Japan und Südkorea erhoben, hieß es am Montag in Schreiben auf seiner Online-Plattform Truth Social an die jeweiligen Regierungen. Trumps Sprecherin sagte kurz darauf, zwölf derartige Zoll-Briefe sollten folgen. Die EU werde keinen Brief erhalten, sagten mit dem Vorgang vertraute EU-Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

BERND WEIDENSTEINER UND CHRISTOPH BALZ, COMMERZBANK:
 
"Donald Trump will die Zollmauern offenbar unbedingt
erhöhen. Dabei nimmt er allerdings Rücksicht auf die Entwicklung
der Märkte. Heftige Marktreaktionen - wie die nach der
Ankündigung der reziproken Zölle am 2. April - lassen ihn
zurückziehen. Sobald sich die Märkte wieder beruhigt haben,
nimmt er dann einen neuen Anlauf. Letztlich werden die Märkte
durch diese Methode nach und nach daran gewöhnt, dass sich das
außenwirtschaftliche Umfeld deutlich geändert hat und dass der
Welthandel durch die großen Mitspieler, vor allem die USA, in
ihrem Sinn 'gemanagt' wird."
CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL BANK:

"Trump versucht, mit den Zollankündigungen erneut Druck aufzubauen. Die Frage ist, warum Trump überhaupt noch wartet und eine neue Frist verkündet hat, statt die neuen Zölle einfach zu implementieren. Vermutlich hat ihm der Finanzminister Scott Bessent, der sich bei Zollfragen als der Chefberater herauskristallisiert hat, gesagt, dass die Finanzmärkte eine derartige Vorgehensweise nicht begrüßen würden.

In der EU stellt sich die Frage, wie sie auf eine zeitnah zu erwartende Zollankündigung reagieren soll. Diejenigen wie Friedrich Merz, die auf einen schnellen Deal drängen, argumentieren mit der Unsicherheit, die derzeit die Unternehmen von Investitionen abhalten und die man beseitigen müsse. Das Problem mit dieser Argumentation ist, dass die Unsicherheit vermutlich so oder so anhalten wird, da sie ein für Donald Trump unverzichtbares Verhandlungsinstrument bleibt. Und zu verhandeln wird es unter Trump immer etwas geben. Was ist also gewonnen, wenn man sich auf die Forderungen der USA einlässt? Schon eine Woche später könnte Trump nachlegen.

Natürlich sollte man aufseiten der EU eine gewisse Geschmeidigkeit zeigen, an der einen oder anderen Stelle auch Zugeständnisse machen, aber bei den wichtigen Punkten sollte man auch Härte zeigen und in jedem Fall mit Gegenmaßnahmen bei Dienstleistungen drohen. Denn hier erwirtschaftet die USA über die Digitalunternehmen Alphabet, Meta, Amazon usw. hohe bilaterale Überschüsse mit der EU."

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

"Die Trump-Administration scheint an einer weiteren Eskalation der Handelsstreitigkeiten kein Interesse zu haben. Vielmehr möchte das Weiße Haus mit den jeweiligen Handelspartnern Zollvereinbarungen treffen. Dafür bedarf es schlicht mehr Zeit. Vermutlich dürfte auch der 1. August keine feste Deadline darstellen. Die neue Frist hat den Zweck, den Druck auf die Handelspartner zu erhöhen. Vor allem mit den asiatischen Ländern zeigt sich Donald Trump unzufrieden. Gerade deshalb wurden an diese Länder Mahnbriefe versendet.

Es ist auch davon auszugehen, dass es mit der EU zu einer Lösung kommt. EU-Importe dürfte vermutlich zukünftig mit einem US-Basiszoll von zehn Prozent versehen werden. Für einzelne Produktkategorien könnten sogar höhere Aufschläge fällig werden. Im Fokus stehen dabei insbesondere spezielle Aufschläge für Autos und Autoteile. Genau dies wird noch Gegenstand der Verhandlungen in den kommenden Tagen und Wochen sein."

(Zusammengestellt von René Wagner)

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