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08.07.2025 /09:49:48
Umweltlobby: Autoproduktion steigt bei Festhalten an Verbrenner-Aus

Berlin, 08. Jul (Reuters) - Die Autobranche in Europa kann nach einer Untersuchung der Umweltlobby Transport & Environment bei einem Festhalten am Verbrenner-Aus ab 2035 wieder zu ihrem Produktionsniveau vor der Corona-Krise zurückkehren. Mit etwas Unterstützung der Politik sei dann eine jährliche Produktion von 16,8 Millionen Fahrzeugen möglich, teilte der Verband zu einer am Dienstag veröffentlichten Studie mit. Damit könne auch die Zahl der Arbeitsplätze auf dem derzeitigen Niveau gehalten werden. Sollte dagegen das Aus des Verbrennungsmotors gekippt werden, seien eine Million Arbeitsplätze in Gefahr.

"Es geht um alles oder nichts für die europäische Autoindustrie, weil der weltweite Wettkampf um die Produktion von Elektroautos, Batterien und Ladegeräten massiv ist", sagte Julia Poliscanova, bei T&E zuständig für die Branche. Der Erfolg Europas hänge davon ab, welche Schritte die Politiker in der Europäischen Union jetzt wählten. "Das Festhalten am Verbrenner-Aus zusammen mit Wirtschaftshilfen und einer Unterstützung der Nachfrage ist die beste Chance für die EU, zu einer größeren Fahrzeugproduktion, einer stabilen Zahl von Arbeitsplätzen und einem steigenden wirtschaftlichen Beitrag der Autoindustrie zurückzukehren."

Sollten die Emissionsziele aufgeweicht werden, dürfte das insbesondere Folgen für den Aufbau der Elektroauto-Lieferkette haben. Bis zu zwei Drittel der geplanten Investitionen in Batteriefabriken könnten wegfallen, hieß es. Ilka von Dalwigk, Generaldirektorin des Branchenverbandes Recharge, sagte, der Mangel an wirksamen Hilfspaketen für die Batterieproduktion gefährde eine der wichtigsten Branchen für die Energiewende. Weil die Nachfrage nach Elektroautos zuletzt schwächer ausfiel als erwartet, wurden eine Reihe von Vorhaben zur Errichtung von Batteriefabriken auf die lange Bank geschoben oder sogar ganz gestrichen.

Nach den derzeitigen EU-Regelungen dürfen ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr neu zugelassen werden. Der deutsche Branchenverband VDA hatte zuletzt ein Aufweichen dieser Regelung gefordert und sich dafür stark gemacht, dass die CO2-Emissionen bis in zehn Jahren nur um 90 Prozent reduziert werden sollen und nicht vollständig. VDA-Präsidentin Hildegard Müller begründete das mit der schwachen Nachfrage nach Elektroautos, unzureichenden Rahmenbedingungen für den Erfolg der Elektromobilität und einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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