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15.05.2025 /11:03:15
TOP-THEMA-Putin nicht in Istanbul - Gespräche über Waffenruhe unklar

(Durchgehend neu)

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Kreml schickt dritte Reihe zu Treffen mit Ukraine

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Selenskyj trifft Erdogan

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Trump zu Teilnahme bereit
 
- von Tom Balmforth und Vladimir Soldatkin
Istanbul, 15. Mai (Reuters) - Der russische Präsident
Wladimir Putin hat am Donnerstag Berater und stellvertretende
Minister zu Friedensgesprächen mit der Ukraine in die Türkei
entsandt. Eine persönliche Teilnahme lehnte Putin ab, obwohl der
ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ihn zu einem direkten
Treffen aufgefordert hatte. Putins Abwesenheit dämpfte die
Erwartungen auf einen größeren Durchbruch zu einer Waffenruhe im
russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nach russischen
Angaben sollen die Gespräche nun in der zweiten Hälfte des Tages
beginnen.

Selenskyj wollte am Donnerstag zunächst den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara treffen. Danach werde er entscheiden, wie es weitergehe, sagte ein ukrainischer Regierungsvertreter. Der ukrainische Präsident hat betont, er sei nicht bereit, mit jemandem von russischer Seite außer Putin zu sprechen. Der Kreml hatte die Welt tagelang über Putins Pläne im Unklaren gelassen. Erst am Mittwochabend wurde eine Delegation ohne den Präsidenten und andere Schwergewichte der russischen Führung öffentlich benannt. Die russische Abordnung wird von Präsidentenberater Wladimir Medinski geleitet und besteht zudem aus einem stellvertretenden Verteidigungsminister, einem stellvertretenden Außenminister und dem Leiter des Militärgeheimdienstes GRU.

Der Kreml teilte mit, Putin habe ein nächtliches Treffen mit Ministern, Militärkommandeuren und Geheimdienstchefs abgehalten, um die bevorstehenden Gespräche zu erörtern. In Istanbul versammelten sich Reporter nahe der Dolmabahçe-Palastbüros, die von Russland als Verhandlungsort angegeben worden waren. Türkische Regierungsvertreter lieferten keine Informationen über Zeit oder Ort eines Treffens. Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete, die Gespräche würden um 09.00 Uhr beginnen. Ein ukrainischer Vertreter wies dies zurück und erklärte, es gebe keine Einigung über den Beginn. Es blieb unklar, wie die Ukraine auf die russische Delegation reagieren würde. Das russische Außenministerium erklärte dann, die Gespräche sollten in der zweiten Tageshälfte beginnen. Sie seien auf Initiative der türkischen Seite verschoben worden, sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa.

US-Präsident Donald Trump, der seit längerem auf ein rasches Kriegsende dringt und sich auf einer Reise durch die Golfstaaten im Nahen Osten befindet, sagte am Donnerstag, er werde am Freitag zu den Gesprächen in die Türkei reisen, "wenn es angemessen ist". US-Außenminister Marco Rubio erklärte bei einem Nato-Treffen im türkischen Badeort Antalya, es gebe keine militärische Lösung für den Konflikt. Trump sei offen für "praktisch jeden Mechanismus", der zum Frieden führe.

"NICHT UNBEDINGT DIE HAUPTAKTEURE"

Estland bezeichnete Putins Entscheidung, ein Team mit Vertretern der dritten Reihe zu entsenden, als "Ohrfeige". Ein Insider, der auf ukrainischer Seite bereits an den Gesprächen mit Russland im März 2022 in Istanbul beteiligt war, sagte, Medinski habe auch damals das russische Team geleitet und habe kein Mandat für Entscheidungen. "Der wichtigste Punkt ist, dass die Personen, die tatsächlich am Tisch sitzen werden, nicht unbedingt die Hauptakteure sind."

Sowohl Russland als auch die Ukraine sind bemüht, Trump zu zeigen, dass sie es mit dem Frieden ernst meinen. Der US-Präsident dringt darauf, "diesen dummen Krieg" zu beenden. Die Regierung in Washington hat wiederholt gedroht, ihre diplomatischen Bemühungen zur Beilegung des Konflikts aufzugeben, wenn es keine deutlichen Fortschritte gibt. In letzter Zeit hat Trump zunehmend seinen Unmut über Putins Vorgehen geäußert und mit zusätzlichen Sanktionen gegen den russischen Handel gedroht.

Russland und die Ukraine führten zuletzt im März 2022 direkte Gespräche in Istanbul, nur wenige Wochen nach Beginn der russischen Vollinvasion im Februar. Die russischen Streitkräfte kontrollieren mittlerweile fast ein Fünftel der Ukraine. Putin hält nach wie vor an seinen langjährigen Forderungen fest: Die Ukraine solle Gebiete abtreten, ihre Nato-Ambitionen aufgeben und ein neutrales Land werden. Die Ukraine lehnt diese Bedingungen als gleichbedeutend mit Kapitulation ab und sucht Garantien für ihre künftige Sicherheit insbesondere von den USA. Selenskyj befürwortet einen sofortigen 30-tägigen Waffenstillstand. Putin hat erklärt, er wolle zunächst Gespräche beginnen, bei denen die Details eines solchen Waffenstillstands erörtert werden sollten.

(Weitere Reporter: Can Sezer in Istanbul; Humeyra Pamuk, Tuvan Gumrukcu und John Irish in Antalya; Huseyin Hayatsever in Ankara; Steve Holland in Washington; Christian Lowe and Olena Harmash in Kyiv Bearbeitet von Alexander Ratz Redigiert von Christian Götz Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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