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30.09.2024 /11:47:53
FOKUS 1-Opel-Mutter Stellantis kappt Gewinnziel - Automarkt schwächelt

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Lagerbestände in den USA sollen reduziert werden

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Auch andere Autobauer kassieren Ziele

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Auto-Aktien unter Druck
 
(Neu: Details, Aktie, Hintergrund)
Paris, 30. Sep (Reuters) - Volle Lagerbestände in den
USA und die weltweit schwächere Nachfrage nach Autos machen dem
französisch-italienischen Autobauer Stellantis zu
schaffen. Der Vorstand der Opel-Muttergesellschaft kassierte am
Montag sein Gewinnziel einer zweistelligen Rendite und hält nun
nur noch eine Gewinnmarge von 5,5 bis 7,0 Prozent für möglich.
Der Autoabsatz sei in der zweiten Jahreshälfte bislang schwächer
ausgefallen als erwartet, hieß es zur Begründung. Zudem habe
sich der Wettbewerb sowohl infolge eines wachsenden Angebots als
auch der zunehmenden chinesischen Konkurrenz intensiviert.

Ein wichtiger Grund für die gesenkte Prognose ist jedoch, dass Stellantis in den USA seine Lagerbestände abbauen will. Das Unternehmen mit den Marken Chrysler, Dodge, Jeep, Fiat, Citroen und Peugeot strebt an, dass bis Jahresende nicht mehr als 330.000 Fahrzeuge bei den Händlern in den USA stehen sollen. Deshalb werden weniger Autos in die USA exportiert, zudem soll es höhere Rabatte geben. Allein das sei für ungefähr zwei Drittel der Prognosesenkung verantwortlich, schrieb Bernstein-Analyst Stephen Reitman. Stellantis habe bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Halbjahr und bei einer Konferenz im September bereits darauf verwiesen, dass für eine zweistellige Gewinnmarge Anstrengungen nötig seien. "Diese Gewinnwarnung bestätigt nun, wie schwierig die Lage bei dem Unternehmen ist."

Stellantis verabschiedete sich zudem von dem Ziel, in diesem Jahr einen Barmittelzufluss zu erwirtschaften, und rechnet stattdessen nun mit einem Abfluss von fünf bis zehn Milliarden Euro. An der Börse kam die gesenkte Prognose nicht gut an: Die Stellantis-Aktie brach um bis zu 14,4 Prozent ein. Stellantis sei dafür kritisiert worden, die Probleme in den USA nicht entschieden genug anzugehen, und gehe nun auf diese Kritik ein, schrieb Reitman. Wie stark der Gewinn dadurch zurückgehe, übersteige seine ohnehin reduzierten Erwartungen aber bei weitem.

Stellantis-Chef Carlos Tavares hatte seinem Unternehmen eine Fitnesskur verordnet und so die Rendite des Volumenherstellers auf zweistellige Prozentsätze getrimmt. Die allgemeine Marktabkühlung lasse dieses Ziel jetzt aber in die Ferne rücken, schrieb Patrick Hummel, Analyst bei der UBS. Trotz des starken Produktangebots sehe es zunehmend herausfordernd aus, im kommenden Jahr in zweistellige Bereiche zurückzukehren. Die Autoaktien dürften in den kommenden Wochen und Monaten unter schlechteren Aussichten für das kommende Jahr leiden. Erst am Freitag hatte Volkswagen <VOWG_p.DE> seine Prognose zum zweiten Mal binnen weniger Monate gesenkt und auf ein schwierigeres Marktumfeld vor allem für die Kernmarke Volkswagen verwiesen. Die Wolfsburger haben ihr Sparprogramm verschärft, den seit drei Jahrzehnten geltenden Vertrag zur Beschäftigungssicherung aufgekündigt und drohen mit Werksschließungen in Deutschland.

Neben der Kaufzurückhaltung in Europa bekommen die Autobauer auch die anhaltende Krise auf dem chinesischen Immobilienmarkt zu spüren, welche die Nachfrage nach Luxusfahrzeugen bremst. Mercedes-Benz <MBGn.DE> und BMW <BMWG.DE> schraubten unter anderem deswegen ihre Erwartungen herunter. Auch die britische Sportwagenschmiede Aston Martin kappte seine Prognose und begründete das unter anderem mit unterbrochenen Lieferketten. Die Aktien von Aston Martin brachen um mehr als 30 Prozent ein und waren damit so billig wie seit November 2022 nicht mehr.

(Bericht von Makini Brice, geschrieben von Anneli Palmen und Christina Amann, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)



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