Nachricht


13.09.2024 /14:27:01
VORSCHAU-Notenbanken bleiben bei Dax-Anlegern im Fokus

*

Fed dürfte Zinswende einläuten

*

Börsianer rechnen mit kleinem US-Zinsschritt nach unten

*

BoE dürfte Füße stillhalten

*

Übernahmespekulationen um Commerzbank
 
- von Anika Ross
Frankfurt, 13. Sep (Reuters) - Die Europäische
Zentralbank (EZB) hat mit ihrer Zinssenkung Strategen zufolge
den Ton für die US-Notenbank Fed in der neuen Woche vorgegeben.
So steht für Börsianer fest, dass die US-Währungshüter um Jerome
Powell am Mittwochabend die lang ersehnte Zinssenkung liefern
werden. Denn die Inflationsdynamik in den Vereinigten Staaten
zeigt klar nach unten. Allerdings zeigte sich die von
Volkswirten besonders beachtete Kernrate zuletzt hartnäckig
hoch. Das könnte einen großen Zinsschritt in Höhe von 50
Basispunkten verhindern - und manchen Marktteilnehmer
enttäuschen.

Der September als saisonal schwächster Monat des Jahres könnte für die Anleger demnach holprig bleiben. In der abgelaufenen Woche gelang dem Dax <.GDAXI> zwar ein Plus von rund anderthalb Prozent bei einem Stand von rund 18.600 Punkten am Freitag. "Doch Aktien wandeln auf einem schmalen Grat zwischen Zinssenkungshoffnungen und Wachstumsängsten", sagen die Strategen der Helaba. Bei der EZB gehen einige Börsianer davon aus, dass die Geldpolitik unter EZB-Chefin Christine Lagarde restriktiv bleiben wird und weitere Senkungen erst zum Jahresende anstehen. "Grund dafür ist die nach wie vor erhöhte Inflation, die hauptsächlich auf anhaltenden Preisdruck im Dienstleistungssektor zurückzuführen ist", sagte Pimco-Portfolio-Manager und Zinsexperte Konstantin Veit.

Die EZB hatte ihre Zinswende im Juli eingeleitet und vollzog am Donnerstag den zweiten Zinsschritt nach unten. Der für die Finanzmärkte maßgebliche Einlagesatz, zu dem Banken bei der EZB kurzfristig überschüssige Gelder parken, wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 3,50 Prozent gekappt. Hinsichtlich des weiteren Vorgehens ließ sich Lagarde alle Optionen offen. Die Frage, ob die nächste geldpolitische Lockerung im Oktober oder Dezember erfolgt, dürfte die Anleger entsprechend umtreiben.

"50 BASISPUNKTE MÜSSEN HER!"

In den USA steht die Fed Experten zufolge unter Druck und darf sich nicht mehr viel Zeit lassen, um das Zinsniveau abzusenken. "Die US-Notenbank verfolgt eine Geldpolitik, die sich an einem 'dualen Mandat' orientiert: stabile Preise und maximale Beschäftigung. Aktuell sieht es so aus, als würde die Notenbank beide Ziele verfehlen", sagt Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender von MainSky Asset Management. Daher müsse die Fed nun sehr schnell die Zinsen in Richtung neutrales Niveau senken: "50 Basispunkte müssen her!"

Dagegen spreche allerdings, dass die Fed sich damit eingestehen würde, die Abschwächung der Konjunktur unterschätzt zu haben, sagen die Strategen der LBBW. "Und ein solches Signal könnte die Märkte verunsichern, wenn unterstellt wird, dass die Fed die Lage als kritisch einschätzt." Viele Ökonomen erwarten deshalb nur eine Senkung um einen Viertelprozentpunkt. Seit Juli 2023 liegt der Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent.

Weiteren Aufschluss über die Konjunktur liefert der Empire-State-Manufacturing-Index am Montag sowie die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und der Baugewerbe-Index am Dienstag. Am Donnerstag steht zudem der Philadelphia-Fed-Index an. Insgesamt sollte sich mit den Daten das Szenario eines "soft landings" der US-Wirtschaft bestätigen, so dass davon keine Signale eines forcierten Kurses der Fed ausgehen sollten, sagen die Helaba-Strategen.

BOE DÜRFTE ZINSPAUSE EINLEGEN - ÜBERNAHMEFANTASIE BEI COBA

Wie die Stimmung unter den Börsenprofis hierzulande ist, wird der ZEW-Index am Dienstag zeigen. Im August hatten die vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Analysten und Anleger deutlich pessimistischer auf die deutsche Konjunktur geblickt.

Am Donnerstag wird die Bank of England über den Zins entscheiden. Experten gehen davon aus, dass die Notenbank die Füße diesmal stillhalten wird. "Allerdings ist dies wohl lediglich eine Atempause", heißt es bei der Helaba. "Die Kerninflation sollte sich weiter verringern und damit die Tür für mehr Lockerungen öffnen." Auch bei der am Freitag tagenden Bank of Japan werden keine Änderungen erwartet.

Bei den Unternehmen dürften Anleger die im Zentrum von Übernahmespekulationen stehende Commerzbank <CBKG.DE> im Blick behalten. Unicredit hat neun Prozent erworben und wirbt für ein Zusammengehen der beiden Institute. Die Bundesregierung ist einem Insider zufolge nicht grundsätzlich dagegen. Anleger setzen bereits auf eine Fusion: Die Aktien des zweitgrößten börsennotierten deutschen Geldinstituts sind in der abgelaufenen Woche um rund 21 Prozent gestiegen.

(Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.