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13.09.2024 /13:47:15
TOP-THEMA-Insider - Bund nicht per se gegen Commerzbank/Unicredit-Fusion

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Insider: Regierung muss aber Commerzbank-Wünsche einbeziehen



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Insider: Zunächst sind die Banken am Zug



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Insider: Unicredit und Bund sprachen mittlerweile miteinander



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Wirtschaftsweise fände italienisch-deutsche Kombination "schön"





(Neu: Details, Hintergrund)
Berlin/Frankfurt, 13. Sep (Reuters) - Die
Bundesregierung ist einem Insider zufolge nicht grundsätzlich
gegen ein Zusammengehen der Commerzbank <CBKG.DE> mit ihrem neuen
italienischen Anteilseigner Unicredit. "Die
Bundesregierung ist nicht per se gegen einen Zusammenschluss,
muss aber Wünsche der Commerzbank mit in Überlegungen
einbeziehen. Es gibt ja offensichtlich eine starke Ablehnung in
der Belegschaft", sagte eine Person aus deutschen
Regierungskreisen der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag.
"Zunächst sind jetzt die Banken selbst am Zug und müssen klären,
was sie eigentlich wollen und was sie nicht wollen." Der Bund
ist immer noch Hauptaktionär der Commerzbank und hat
angekündigt, seinen Anteil peu à peu abzubauen.

Arbeitnehmervertreter der Commerzbank haben bereits deutlich gemacht, dass sie eine mögliche Übernahme durch die italienische Großbank ablehnen. Diese ist in Deutschland bereits unter der Marke Hypovereinsbank vertreten. Insidern zufolge will die Commerzbank eigenständig bleiben und lotet Möglichkeiten zur Abwehr aus.

Unicredit hatte am Mittwoch überraschend bekanntgegeben, neun Prozent am zweitgrößten börsennotierten deutschen Geldinstitut erworben zu haben. Unicredit-Chef Andrea Orcel warb am Donnerstag öffentlich für ein Zusammengehen der beiden Institute. "Ich denke, das Endziel ist das, worüber jeder spricht: Europa braucht stärkere Banken", hatte Orcel gesagt. Er hatte aber auch eine Reduzierung des Anteils nicht ausgeschlossen.

MITTLERWEILE GESPRÄCHE

Der Bund hält noch zwölf Prozent an der Commerzbank, nachdem er in der Nacht zum Mittwoch 4,5 Prozent an die Unicredit verkauft hatte. Weitere Anteile erwarben die Italiener an der Börse und sind nun zweitgrößter Commerzbank-Aktionär. Eine Aufstockung des Anteils über zehn Prozent müsste die bei der Europäischen Zentralbank angesiedelte Bankenaufsicht genehmigen.

Im Zusammenhang mit einer möglichen Übernahme hat die Bundesregierung Regierungskreisen zufolge inzwischen mit Unicredit gesprochen. "Es hat mittlerweile Gespräche mit Unicredit gegeben. Wir sind nicht vorab über irgendwelche Übernahmepläne informiert worden", sagte die mit der Angelegenheit vertraute Person. Unicredit und Commerzbank lehnten einen Kommentar ab.

Das FDP-geführte Bundesfinanzministerium wollte keine Gespräche der Regierung mit Unicredit bestätigen. "Gemäß dem üblichen Prozedere ist es Sache der Commerzbank, gegebenenfalls Gespräche mit ihren Anteilseignern zu führen", sagte eine Ministeriumssprecherin. Der Bund müsse eine Sperrfrist von 90 Tagen einhalten, keine weiteren Commerzbank-Aktien zu verkaufen.

WIRTSCHAFTSWEISE SIEHT CHANCEN

Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier sieht in einem möglichen Zusammenschluss der Unicredit mit der Commerzbank mehr Chancen als Risiken - sowohl für den Standort Deutschland als auch für die Finanzindustrie und den EU-Kapitalmarkt. "Wenn Europa auf dem globalen Finanzmarkt mithalten will, darf die Branche nicht mehr so kleinteilig organisiert bleiben", sagte das Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Internationalisierung könne durch ein Zusammengehen der beiden Häuser vorangetrieben werden.

"Ich finde diese Kombination aus italienischer und deutscher Bank ganz schön", sagte die an der University of California in Berkeley lehrende Professorin. "Wenn sich die Banken schon selbst länderübergreifend organisieren, dann kann das die Kapitalmarkt- und Bankenunion in der EU anschubsen."

Bundesbankchef Joachim Nagel hat mit Blick auf eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch Unicredit auf die Notwendigkeit eines robusten Bankenmarkts verwiesen. Er kommentiere Marktentwicklungen mit Blick auf einzelne Akteure zwar nicht, sagte er am Freitag im Deutschlandfunk. "Aber klar ist: Wir benötigen starke und robuste Banken." Bei einem Bankenzusammenschluss komme es darauf an, dass sich die Geschäftsmodelle ergänzten und am Ende eine Bank entstehe, die wettbewerbsfähig sei. Das würden sich die Wettbewerbsbehörden "ganz genau" anschauen.

(Bericht von Christian Krämer, Tom Sims, Andreas Rinke, John O'Donnell, geschrieben von Jörn Poltz, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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