Berlin, 09. Jan (Reuters) - Die krisengeplagte deutsche Wirtschaft lässt zum Abschluss eines schwierigen Jahres mit positiven Nachrichten aufhorchen. Im November wuchsen sowohl die Produktion als auch die Exporte überraschend deutlich. Ökonomen sagten dazu in ersten Reaktionen:
"Diese Zahlen sehen besser aus als erwartet. Wenngleich der Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt, wie sehr das Jahr 2024 die Industrie gebeutelt hat, so gibt es nun die leise Hoffnung, dass zumindest das Schlussquartal 2024 nicht so schlecht ausgefallen ist wie befürchtet. Ungeachtet dessen dürfte es für das Gesamtjahr 2024 auf eine leichte Schrumpfung der gesamtwirtschaftlichen Leistung hinauslaufen. Für 2025 sieht es derzeit kaum besser aus."
"Nach dem Plus im November und der Aufwärtsrevision im Oktober liegt die Industrieproduktion in beiden Monaten zusammengenommen kaum noch unter dem Durchschnitt des dritten Quartals. Für das vierte Quartal zeichnet sich kein starkes Minus ab ? anders als in den beiden Vorquartalen. Allerdings ist eine Besserung noch nicht in Sicht, weil sich die Auftragseingänge auf einem äußerst niedrigen Niveau seitwärts bewegen und das Ifo-Geschäftsklimas bis zuletzt gefallen ist. Das Winterhalbjahr bleibt für die deutsche Wirtschaft schwierig."
"Der Export-Zuwachs ist eine Art Gegenbewegung zu den beiden Vormonaten. Für das Jahresschlussquartal 2024 zeichnet sich dennoch ein klares Minus ab. Mangels Aufträgen und Wettbewerbsfähigkeit werden es Exporteure weiter schwer haben. Eine wichtige Säule der gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsleistung wackelt."
"So sehr das Zahlenmaterial erfreut, mit Blick auf die deutsche Industrieproduktion ist seit dem Jahr 2018 ein fallender Trend auszumachen. Die Industrieproduktion ist seither um knapp 20 Prozent gefallen. Die gute Nachricht ist allerdings, dass die Bruttowertschöpfung in der Industrie derweil weit weniger stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dort belief sich das Minus seit dem Jahr 2018 auf lediglich vier Prozent. Hinter den schwachen Daten zur Industrieproduktion steckt also eine strukturelle Entwicklung von größerer Tragweite."
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)