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20.12.2024 /15:15:58
FOKUS 3-Tarifparteien bei Volkswagen steuern auf Einigung zu

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Insider: Entwurf für Einigung steht

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Blatt: Zwei Werke auf der Kippe

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VW-Gremien müssen noch zustimmen

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IG Metall lädt zu Pressekonferenz
 
(Neu: IG Metall)
Berlin, 20. Dez (Reuters) - In den Tarifverhandlungen
bei Volkswagen <VOWG_p.DE> nehmen Vorstand und Arbeitnehmer nach
einem für den Konzern beispiellosen Verhandlungsmarathon Kurs
auf eine Einigung. Der Entwurf für eine Übereinkunft stehe,
sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Die
zuständigen Gremien müssen ihn noch billigen. Die IG Metall lud
für 18.30 zu einer Pressekonferenz nach Hannover ein, um über
den aktuellen Stand der Tarifverhandlungen zu informieren. Nach
langen Gesprächen stehe ein Kompromiss, berichtete auch das
"Handelsblatt". Die Übereinkunft sehe vor, dass zwei Werke zur
Disposition gestellt würden. An der Börse reagierten die Anleger
erleichtert. Die Aktien von Europas größtem Autobauer schossen
um rund zwei Prozent an die Spitze des Dax <.GDAXI>. Mit einem
Kompromiss würde ein harter Arbeitskampf mit unabsehbaren Folgen
für den Konzern abgewendet.

Am Nachmittag wollten der Vorstand, das Präsidium des Aufsichtsrats sowie die Tarifkommission der Arbeitnehmerseite über die ausgehandelten Lösungen beraten. Am Vormittag hatten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt, es gebe eine Annäherung. Aber es herrschte noch Vorsicht: "Wir können auch auf der Zielgeraden noch falsch abbiegen", hieß es.

Die fünfte Verhandlungsrunde in dem Konflikt läuft seit
Montag. Beide Seiten haben mehrere Nächte durchverhandelt, nur
unterbrochen durch kurze Schlafpausen. Es ist der längste
Verhandlungsmarathon in der Geschichte von Volkswagen. Die IG
Metall machte am Donnerstagabend das VW-Management für die
Zitterpartie verantwortlich. "Der Verhandlungsprozess hakt
insbesondere in den internen Abläufen der Arbeitgeberseite",
teilte die Gewerkschaft mit. Ziel sei es weiterhin, eine Lösung
vor Weihnachten zu finden. "Wir erwarten nun, dass das
Unternehmen schnellstmöglich interne Klarheit schafft!".
 
Hauptstreitpunkte waren zuletzt vor allem die Zukunft
der Werke und die Beschäftigungssicherung. Betriebsratschefin
Daniela Cavallo hat wiederholt deutlich gemacht, dass es mit ihr
keine Werksschließungen geben werde. Es gebe ein Paket, die
Lösungen lägen auf dem Tisch, hieß es aus Unternehmenskreisen.
Das gelte auch für die Frage der Werke und der
Beschäftigungssicherung. Entscheidend sei, dass die Verträge nun
auch rechtlich korrekt abgeschlossen würden.
 
BLATT: SPARZIEL WIRD ERREICHT

Mit der Einigung werde das avisierte Sparziel nun erreicht, berichtete das "Handelsblatt". Zuletzt habe dies bei vier Milliarden Euro gelegen. Weniger drastisch als erwartet sollen die Einschnitte im Fabriknetzwerk ausfallen. Demnach soll für das Werk Osnabrück ein Käufer gefunden und die kleinere Fertigung in Dresden umgewidmet oder geschlossen werden. Eine Schließung der Fabriken in Zwickau oder Emden soll demnach vom Tisch sein.

Der Vorstand um Konzernchef Oliver Blume verlangt in dem
Konflikt unter anderem eine Lohnkürzung von zehn Prozent und
droht mit Werkschließungen. Finanzchef Arno Antlitz verwies
wiederholt auf massive Überkapazitäten: Auf dem europäischen
Automarkt würden dauerhaft zwei Millionen Autos weniger verkauft
als vor der Pandemie. Für VW bedeute das, dass etwa 500.000
Fahrzeuge pro Jahr fehlten - das entspricht der Produktion von
zwei größeren Werken. Unterstützt wird der Sparkurs von den
Familien Porsche und Piech, die die Mehrheit an dem Wolfsburger
Autobauer halten. VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, der
auch die familieneigene Porsche SE leitet, erklärte vor Beginn
der laufenden Verhandlungsrunde am Montag, die Porsche
SE-Führung sowie die Familien ermutigten die VW-Führung zu
Einsparungen und einer Restrukturierung. "Wir sind davon
überzeugt, dass VW in der Lage ist, sein Geschäft anzupassen und
sich in diesem herausfordernden Wettbewerbsumfeld zu behaupten."
 
Sollte es nicht gelingen, bis Weihnachten eine Einigung
für die rund 130.000 VW-Mitarbeiter zu erzielen, drohen ab
Januar Streiks. Schon in den vergangenen Wochen hatten sich an
zwei Warnstreiks nach Gewerkschaftsangaben jeweils rund 100.000
VW-Mitarbeiter beteiligt. Ein längerer Streik könnte für
Volkswagen teuer werden. UBS-Analyst Patrick Hummel bezifferte
den möglichen Umsatzausfall auf bis zu 100 Millionen Euro pro
Tag. "Das Risiko weiterer Streiks im ersten Quartal 2025 ist
signifikant und könnte unserer Einschätzung nach möglicherweise
Auswirkungen auf die Gewinnprognose für das Gesamtjahr haben."

(Bericht von Christina Amann, bearbeitet von Matthias Inverardi, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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