*
Kanzler: Deutschland bezieht bereits 90 Prozent LNG-Gas aus USA
*
EU-Kommission verweist auf rückläufige Importe aus Russland
*
Bundeswirtschaftsministerium: Firmen entscheiden eigenständig
(Neu: EU-Kommission, Bundeswirtschaftsministerium) |
Brüssel/Berlin, 20. Dez (Reuters) - Der designierte |
US-Präsident Donald Trump hat seine Zolldrohung gegen die |
Europäische Union mit einer Forderung zum Kauf von Öl und Gas |
aus den Vereinigten Staaten bekräftigt. Er habe der EU gesagt, |
dass sie das enorme US-Defizit im bilateralen Handel "durch den |
großangelegten Kauf unseres Öls und Gases ausgleichen" müsse, |
schrieb Trump am Freitag auf seiner Online-Plattform Truth |
Social. "Andernfalls gibt es Zölle, und zwar ohne Ende!!!", |
fügte er hinzu. Allerdings gibt es in der EU kaum staatlichen |
Einfluss auf die europäische Raffinerieindustrie beim Kauf von |
Öl und Gas, wenn die Bezugsquellen wie derzeit Russland nicht |
sanktioniert sind. Kanzler Olaf Scholz reagierte gelassen und |
verwies darauf, dass Deutschland schon 90 Prozent seines |
LNG-Gases aus den USA beziehe. |
Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, dass die EU entschlossen sei, die Energieimporte aus Russland schrittweise zu beenden und die Versorgungsquellen zu diversifizieren. Nach Angaben des EU-Statistikamtes Eurostat lieferten die USA im ersten Quartal 2024 bereits 47 Prozent der Flüssigerdgas-Einfuhren der EU und 17 Prozent der Öl-Importe. Auch eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Berlin betonte: "Deutschland hat einen liberalen Gasmarkt, das heißt, die Unternehmen machen die Verträge und nicht die Bundesregierung, und das wird auch heute so bleiben." Man stehe mit der für Handelspolitik zuständigen EU-Kommission in Kontakt.
Trump, der am 20. Januar wieder ins Weiße Haus einzieht, hatte bereits im Wahlkampf gedroht, Europa werde einen hohen Preis für den seit Jahrzehnten bestehenden Überschuss im Handel mit den USA zahlen, und Zölle auf Waren aus der EU von zehn oder 20 Prozent ins Spiel gebracht. Das könnte insbesondere Exporteuropameister Deutschland stark treffen, denn die USA sind der größte Abnehmer von Waren "Made in Germany". Trump ist das hohe Defizit der USA im Handel mit Europa, aber auch mit China, schon lange ein Dorn im Auge. Er hat deswegen bereits in seiner ersten Amtszeit einen Zollstreit vom Zaun gebrochen.
Die USA hatten im vergangenen Jahr ein Warenhandelsdefizit von 155,8 Milliarden Euro (161,9 Milliarden Dollar) mit der EU. Bei den Dienstleistungen verzeichneten sie jedoch einen Überschuss von 104 Milliarden Euro, wie aus den Eurostat-Daten hervorgeht.
"Deutschland importiert überhaupt kein russisches Gas, auch nicht als LNG, über die norddeutschen Häfen an der Nordsee und an der Ostsee", betonte Kanzler Scholz. Deutschland ist mittlerweile abhängig von amerikanischem LNG-Gas geworden, weil die Gas-Importeure keine Verträge etwa mit alternativen Lieferanten in Katar oder Senegal abschlossen. Innerhalb der Bundesregierung wird dafür auch das Wirtschaftsministerium mit verantwortlich gemacht, das lange die Erschließung neuer fossiler Vorkommen abgelehnt hatte. Senegal hatte Hilfe dabei aber zur Voraussetzung für Gaslieferungen gemacht, die nun vor allem nach Asien gehen.
Experten bremsten die Erwartung, dass der US-Handel schnell ausgeweitet werden kann. "Europa hat seine maximale Kapazität für US-Rohöl nahezu ausgeschöpft, was bedeutet, dass es wenig Spielraum für stärkere Importe im nächsten Jahr gibt", sagte Richard Price, Ölmarktanalyst bei Energy Aspects.
(Bericht von Rishabh Jaiswal, Jan Strupczewski und Andreas Rinke; Mitarbeit und redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)