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18.09.2024 /13:10:02
Bundesbank-Präsident Nagel erwartet graduellen Lockerungskurs der EZB

Frankfurt, 18. Sep (Reuters) - Die EZB wird aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel auf ihrem Zinssenkungskurs nur graduell voranschreiten. Wie es genau weitergehe, sei offen, sagte Nagel, der EZB-Ratsmitglied ist, am Mittwoch auf einer Veranstaltung der Commerzbank in Frankfurt laut Redetext. "Aber sicher werden die Leitzinsen nicht so schnell und stark runtergehen, wie sie raufgegangen sind", fügte er hinzu. Abhängig von den eingehenden Daten könnten zudem die Zeitabstände zwischen den potenziellen Schritten variieren. "Denn der geldpolitische Kurs muss lange genug hinreichend straff bleiben, damit die Inflationsrate mittelfristig zum Zwei-Prozent-Ziel zurückkehrt."

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche die Zinsen erstmals seit ihrer geldpolitischen Wende vom Juni wieder gesenkt. Der für die Finanzmärkte richtungsweisende Einlagesatz, zu dem Geldhäuser bei der Notenbank kurzfristig überschüssige Gelder parken, wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 3,50 Prozent nach unten gesetzt. Zum weiteren Kurs hielt sich die EZB aber weitgehend bedeckt. Mehrere Insider sagten der Nachrichtenagentur Reuters, eine Zinspause auf der Notenbank-Sitzung am 17. Oktober sei wahrscheinlich.

"Wichtig ist mir, die Inflation möglichst bald stabil beim Zielwert von zwei Prozent zu sehen", sagte Nagel. Um das zu erreichen, würden sich die Euro-Wächter auch bei künftigen Entscheidungen in keiner Weise im Vorhinein festlegen. "Vielmehr werden wir neue Daten weiter ergebnisoffen prüfen. Wir sind zinspolitisch nicht per Autopilot unterwegs", merkte er an.

Aktuell geht die EZB davon aus, dass die Inflation im Euro-Raum gegen Ende 2025 wieder die Zielmarke von von 2,0 Prozent erreichen wird. Nagel zufolge bleibt der Weg dorthin aber unsicher und wird ein paar Kurven aufweisen. "Beispielsweise sind gegen Ende dieses Jahres vorübergehend wieder etwas höhere Inflationsraten zu erwarten, weil die Energiepreise im Schlussquartal des vergangenen Jahres rückläufig waren." Im August lag die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft bei 2,2 Prozent nach 2,6 Prozent im Juli.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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