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11.05.2025 /09:17:31
Parlamentswahl in Albanien - Ministerpräsident Rama strebt vierte Amtszeit an

Tirana, 11. Mai (Reuters) - In Albanien hat am Sonntagmorgen die Parlamentswahl begonnen. Ministerpräsident Edi Rama bewirbt sich um seine vierte Amtszeit, seine Sozialistische Partei ist Umfragen zufolge stärkste Kraft. Die konservative Demokratische Partei von Ex-Ministerpräsident Sali Berisha liegt demnach klar hinten. Der 60-jährige Rama ist seit 2013 an der Macht. Der Wahlkampf war dominiert vom Versprechen, rasch der Europäischen Union beizutreten, und von Korruptionsvorwürfen. Die Wahllokale schließen um 19.00 Uhr (MESZ). Die Ergebnisse werden am Montag erwartet.

Albanien ist seit 2009 Mitglied der Nato und verhandelt seit etwa drei Jahren mit der EU über einen Beitritt - bereits seit 2014 ist der Balkanstaat offizieller Beitrittskandidat. Rama hat im Wahlkampf als Ziel ausgerufen, dass sein Land bis 2030 der EU beitreten soll. "Wir werden unser viertes Mandat bekommen und keinen einzigen Tag für Albanien 2030 in der EU verlieren", sagte er bei seiner letzten Wahlkampfkundgebung am Freitag.

Allerdings lehnen vor allem junge Wählerinnen und Wähler Rama und Berisha ab, die seit dem Ende des Kommunismus 1990/1991 in dem damals isolierten Land in unterschiedlichen Rollen die Politik Albaniens bestimmt haben. So wurde Berisha 1992 der erste aus einer freien Wahl hervorgegangene Präsident Albaniens und war von 2005 bis 2013 Ministerpräsident. Rama wird ein hartes Vorgehen gegen die Opposition vorgeworfen, auch gegen den heute 80-jährigen Berisha. Rama sah sich auch einer Reihe von Skandalen ausgesetzt. Darunter fällt die Festnahme seines Verbündeten Erion Veliaj, des Bürgermeisters der Hauptstadt Tirana, in diesem Jahr wegen Korruptions- und Geldwäschevorwürfen. Auch Berisha wurde Korruption vorgeworfen, was er ebenso wie Veliaj bestreitet.

Umfragen zeigen, dass Rama einen deutlichen Vorsprung vor Berisha hat. Doch Ramas Sozialisten könnten auf die Unterstützung kleinerer Parteien angewiesen sein, um ihre knappe Mehrheit von vier Sitzen zu halten. Rama kann durchaus Erfolge vorweisen. So übertraf das jährliche Wirtschaftswachstum von über vier Prozent für den Zeitraum 2022 bis 2024, angetrieben vom Handel mit der EU und einem Tourismusboom, laut Weltbank das anderer Balkanländer. Allerdings bleibt die Korruption Experten zufolge ein großes Problem. Sie wird von kriminellen Banden vorangetrieben, die mit Drogen- und Waffenhandel im Ausland Milliarden Euro verdienen und sie zur Geldwäsche nach Albanien zurückbringen.



(Bericht von: Fatos Bytyci, Edward McAllister; geschrieben von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte))

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