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11.05.2025 /12:47:49
TOP-THEMA-Ukraine: Putins Vorschlag zu direkten Friedensgesprächen unzureichend

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Putin schlägt Friedensgespräche ab Donnerstag in Istanbul vor



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Selenskyj: Vorher muss es Waffenstillstand geben - ab Montag



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Frankreich: Vorschlag ist ein erster Schritt - reicht nicht aus





(mit Details, Reaktionen Ukraine, Frankreich, USA, Hintergrund)
Moskau/Kiew, 11. Mai (Reuters) - Die Ukraine und Europa
reagieren skeptisch auf die von Präsident Wladimir Putin
vorgeschlagenen direkten Friedensgespräche zwischen beiden
kriegsführenden Staaten. Die Verhandlungen ohne Vorbedingungen
sollten am Donnerstag in Istanbul starten, sagte der Putin am
Sonntagmorgen in einer vom Fernsehen übertragenen Rede. Der
ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wertete den Vorschlag
zwar als positives Zeichen, pocht aber auf eine Waffenruhe ab
Montag. Der französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnete
den Vorschlag als unzureichend. Putin suche nach einem Weg
vorwärts, er versuche aber auch, Zeit zu gewinnen, sagte Macron
vor der Presse auf seiner Rückreise aus der ukrainischen
Hauptstadt Kiew. US-Präsident Donald Trump erklärte, ein großer
Tag breche für Russland und die Ukraine an, wenn das "Blutbad"
des Krieges beendet werden könne.

"Es ist ein erster Schritt, aber er reicht nicht aus", kritisierte Macron. "Einer bedingungslosen Waffenruhe gehen keine Verhandlungen voraus." Selenskyj erklärte auf der Plattform X, der erste Schritt zur tatsächlichen Beendigung eines Krieges sei eine rasche Waffenruhe. "Wir erwarten von Russland, dass es eine Waffenruhe ? eine vollständige, dauerhafte und verlässliche - ab morgen, dem 12. Mai, bestätigt." Der ukrainische Präsident betonte auch: "Es hat keinen Sinn, das Töten auch nur einen Tag fortzusetzen."

UKRAINE: ERST WAFFENSTILLSTAND - "DANN ALLES ANDERE"

Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak erklärte auf Telegram, zunächst müsse es einen Waffenstillstand geben, "dann alles andere". Weiter hieß es: "Russland sollte seinen Wunsch, den Krieg fortzusetzen, nicht hinter vagen Aussagen verschleiern." Auch Andrij Kowalenko vom Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine, schrieb im gleichen Messengerdienst: "Ein vollständiger Waffenstillstand. Russland muss etwas zustimmen, was es ständig zu vermeiden versucht."

Putin will sich eigenen Angaben zufolge noch am Sonntag auch mit dem türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan treffen. "Wir schlagen vor, dass Kiew die direkten Verhandlungen ohne Vorbedingungen wieder aufnimmt", sagte Putin in seiner Rede. Erdogan zeigte sich sofort bereit, die Rolle des Gastgebers einzunehmen. Russland wolle diese Gespräche mit der Ukraine, um "die Ursachen des Konflikts zu beseitigen" und "die Wiederherstellung eines langfristigen, dauerhaften Friedens zu erreichen", sagte Putin. Erst um Mitternacht (23:00 Uhr MESZ) war die von Putin einseitig angeordnete dreitägige Feuerpause ausgelaufen.

"Es war nicht Russland, das die Verhandlungen im Jahr 2022 abgebrochen hat", erklärte Putin und verwies auf gescheiterte Gespräche kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine 2022. "Unser Vorschlag liegt auf dem Tisch, die Entscheidung liegt jetzt bei der ukrainischen Regierung und ihren Vormündern, die sich, wie es scheint, von ihren persönlichen politischen Ambitionen leiten lassen und nicht von den Interessen ihrer Völker."

TRUMP: BEMÜHE MICH MIT UKRAINE UND RUSSLAND UM KRIEGSENDE

US-Präsident Trump zeigte sich willens, den Friedensprozess zu fördern. "Ich werde weiter mit beiden Seiten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass dies geschieht", teilte er auf seiner Plattform Truth Social mit.

Die Europäer und die USA hatten Russland am Samstag zu einer 30-tägigen Waffenruhe in der Ukraine ab Montag gedrängt. Bundeskanzler Friedrich Merz, der britische Premierminister Keir Starmer, Frankreichs Präsident Macron und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk pochten bei einem gemeinsamen Überraschungsbesuch in Kiew auf ein Aussetzen der Kämpfe und lehnten russische Vorbedingungen ab. Es gehe um eine "bedingungslose" Waffenruhe, betonte das Quartett nach Beratungen mit Selenskyj sowie einer Videoschalte mit Staats- und Regierungschefs von fast zwanzig weiteren Staaten. Danach informierten sie Trump telefonisch, der das europäische Vorgehen nach Angaben von Merz und Macron ausdrücklich unterstützte.

Putin hatte im Februar 2022 Tausende von Truppen in die Ukraine entsandt und damit die schwerste Konfrontation zwischen Russland und dem Westen seit der Kuba-Krise 1962 ausgelöst.

Inzwischen kontrollieren die russischen Streitkräfte rund ein Fünftel der Ukraine und rücken weiter vor. Putin hatte im Juni 2024 erklärt, zu den Bedingungen für ein Kriegsende gehörten, dass die Ukraine ihre Nato-Ambitionen offiziell aufgeben und ihre Truppen aus dem gesamten Gebiet der vier von Russland besetzten ukrainischen Regionen abziehen müsse.

(Bericht von Marina Bobrova, Dmitry Antonov, Lidia Kelly, Anastasia Lyrchikova, Felix Light, Elizabeth Piper und Andreas Rinke; geschrieben von Klaus Lauer Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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