*
Inflation legt im Dezember auf 2,4 Prozent zu |
*
Dritter Anstieg in Folge |
*
Kerninflation aber stabil bei 2,7 Prozent |
*
Experte: "Inflationskampf noch nicht gewonnen" |
(Neu: Volkswirte, Länderdaten, Hintergrund) |
- von Frank Siebelt und Rene Wagner |
Frankfurt, 07. Jan (Reuters) - Der Inflationsdruck in |
der Euro-Zone hat auch zum Jahresende nicht nachgelassen. Die |
Preise für Waren und Dienstleistungen erhöhten sich im Dezember |
um durchschnittlich 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, |
wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte. Volkswirte |
hatten das erwartet. Im November waren es in der |
20-Länder-Gemeinschaft noch 2,2 Prozent gewesen, im Oktober 2,0 |
und im September 1,7 Prozent. Der jüngste Anstieg ist der dritte |
in Folge. Das dürfte der Europäischen Zentralbank (EZB) auf |
ihrem Zinssenkungskurs sehr ungelegen kommen. Sie hatte |
allerdings mit einer ruckeligen Inflationsentwicklung im |
späteren Verlauf des Jahres 2024 gerechnet. |
"Die inflationären Auftriebskräfte dürften das Ruder auch zu Jahresbeginn in der Hand behalten," meint Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Die Entwicklung zeigt, dass der Inflationskampf nicht gewonnen ist." Aus Sicht des Commerzbank-Chefvolkswirts Jörg Krämer könnte die Zahl im Januar wegen stark steigender Versicherungsprämien noch mal ähnlich hoch sein wie im Dezember. "Danach sollte sie sich wegen der schwachen Konjunktur aber Richtung zwei Prozent bewegen, wobei ein Unterschießen des EZB-Inflationsziels unwahrscheinlich ist." Die EZB strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent als optimales Niveau für die Wirtschaft an.
Die Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, verharrte im Dezember bei 2,7 Prozent. Die EZB achtet sehr auf dieses Maß, da es zugrundeliegende Inflationstrends gut widerspiegelt. Größter Preistreiber im Dezember waren erneut die Dienstleistungen. Sie verteuerten sich um 4,0 Prozent, nach 3,9 Prozent im November. Die Energiepreise zogen um 0,1 Prozent an, nachdem sie im November um 2,0 Prozent gesunken waren, was kräftig zum Anstieg der Inflation beitrug. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak nahmen wie schon im November um 2,7 Prozent zu. Industriegüter außerhalb des Energiesektors verteuerten sich um 0,5 Prozent nach 0,6 Prozent im November.
Die höchsten Inflationsraten unter den 20 Euro-Ländern wiesen im Dezember Belgien und Kroatien mit 4,4 beziehungsweise 4,5 Prozent auf. Deutschland, die größte Volkswirtschaft im Euro-Raum, waren es laut Eurostat 2,8 Prozent, im Nachbarland Frankreich 1,8 Prozent. Dort stiegen laut Experten unter anderem die Preise für Dienstleistungen weniger stark als in Deutschland.
Die EZB hatte 2024 wegen des nachlassenden Inflationsdrucks ihren Leitzins viermal gesenkt - auf derzeit 3,00 Prozent. Ökonomen gehen davon aus, dass er in diesem Jahr schrittweise auf 2,0 Prozent gedrückt wird. "Die schwache konjunkturelle Entwicklung dürfte für die EZB als Problemfeld schwerer wiegen als der Inflationsanstieg," glaubt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Deshalb werde die EZB am 30. Januar die Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte senken, "auch wenn sich dies in Anbetracht des Teuerungsanstiegs zunächst einmal nicht gut anfühlt".
(Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)