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15.10.2024 /11:55:34
FOKUS 1-Börsianer optimistischer für Konjunktur - Lage aber schlechter

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Lageurteil schlecht wie seit Pandemie nicht mehr

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ZEW-Chef: Zinsausblick und China-Konjunkturpaket helfen
 
(neu: mit Ökonomen, Details)
Berlin, 15. Okt (Reuters) - Börsenprofis schauen in
Erwartung weiter sinkender Zinsen mit mehr Optimismus auf die
deutsche Konjunktur. Das Barometer für die Aussichten in den
kommenden sechs Monaten stieg im Oktober um 9,5 Punkte auf 13,1
Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter
161 Analystinnen und Analysten mitteilte. Das ist der erste
Anstieg nach drei Rückgängen in Folge. Von der
Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit
einem Plus auf 10,0 Punkte gerechnet. Das Barometer für die
aktuelle Lage gab dagegen abermals nach, und zwar um 2,4 Punkte
auf minus 86,9 Zähler. Das ist der schlechteste Wert seit Mai
2020, als die Corona-Pandemie zu einer schweren Rezession
führte.

Ökonomen sehen daher noch keine Trendwende. "Die Verbesserung der Erwartungen kann nur aus dem Glauben resultieren, dass es schlechter nicht werden kann", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Für Optimismus taugt die Befragung jedenfalls nicht." Deutschland-Chefvolkswirt Robin Winkler von Deutsche Bank Research wies darauf hin, dass sich die Konjunkturerwartungen auch im Frühjahr stark verbessert hatten, was sich im Rückblick als falsches Signal herausgestellt habe. "Die Stimmung wird sich noch deutlich verbessern müssen, bevor vor allem die Unternehmensinvestitionen wieder anziehen", sagte Winkler.



HILFT CHINA AUS DER KRISE?
 
Ähnlich sieht das auch das ZEW. "Ausgehend von einer
sehr schlechten Lagebewertung steigen die Konjunkturerwartungen
für Deutschland", kommentierte ZEW-Chef Achim Wambach die
Entwicklung. "Dazu beigetragen haben die Erwartung stabiler
Inflationsraten und die damit verbundene Aussicht auf weitere
Zinssenkungen durch die EZB." Diese dürfte an diesem Donnerstag
zum dritten Mal in diesem Jahr ihren Leitzins senken und im
Dezember womöglich nachlegen. Das senkt die Finanzierungskosten
für Investitionen.

Positive Signale gibt es dem ZEW zufolge zudem aus wichtigen deutschen Exportmärkten. Die Konjunkturerwartungen für den Euroraum, die USA und China hätten sich deutlich verbessert. "Der gestiegene Optimismus für China dürfte mit den Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung zusammenhängen", sagte Wambach. "Diese Entwicklungen dürften ebenfalls zu den erhöhten Konjunkturerwartungen für Deutschland beigetragen haben."

Die Bundesregierung rechnet für 2024 mit dem zweiten Rezessionsjahr in Folge. In ihren Herbstprojektionen erwartet sie einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 0,2 Prozent, nachdem es 2023 bereits um 0,3 Prozent geschrumpft war. Für 2025 wird ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent vorausgesagt, das sich 2026 auf 1,6 Prozent erhöhen soll.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Klaus Lauer, Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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