Wien, 12. Nov (Reuters) - Der österreichische Bankensektor zeigt laut dem jüngsten Stresstest der Zentralbank trotz der anhaltenden Rezession eine hohe Widerstandsfähigkeit. Allerdings würden die Risiken aus Gewerbeimmobilienkrediten steigen, teilte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Dienstag mit. Das bei der OeNB angesiedelte Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) habe festgestellt, dass mögliche Verluste aus diesen Krediten im Fall einer weiteren Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds ein erhöhtes Risiko darstellen könnten. Das Gremium habe daher, wie bereits bekannt, empfohlen, ab Mitte 2025 einen zusätzlichen Kapitalpuffer von zunächst einem Prozent einzuführen.
In der ersten Jahreshälfte habe sich die Kreditqualität verschlechtert, teilte die OeNB weiter mit. Der Anteil der Problemkredite stieg auf 2,7 Prozent, wobei er vor allem bei Gewerbeimmobilien und Krediten für Klein- und Mittelbetriebe angewachsen sei. Die Bildung von Risikovorsorgen habe mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten, so die OeNB.
Der Anteil der faulen Gewerbeimmobilienkredite habe sich seit dem Tiefstand 2020 mehr als verdoppelt und liege Mitte 2024 bei 5,5 Prozent, hieß es weiter. Auch die Preise von Gewerbeimmobilien, die ein wichtiges Sicherheitspolster für Banken darstellen, stünden unter Druck. Um für künftige Herausforderungen gewappnet zu sein, sollten die Banken ihre Kapitalbasis weiter stärken und bei Dividendenausschüttungen zurückhaltend sein, empfiehlt die Notenbank. Zudem sollten sich die Kreditinstitute auf strengere aufsichtsrechtliche Anforderungen für Gewerbeimmobilienkredite vorbereiten.
Bei Krediten für Wohnimmobilien zeige sich hingegen ein moderates Wachstum, da steigende Einkommen und leicht sinkende Finanzierungskosten die Leistbarkeit verbessern würden, so die OeNB. Der Anteil variabel verzinster Kredite, die besonders von der Aufsicht beobachtet werden, sei bei Neuvergaben auf nur noch ein Fünftel gesunken.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)