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29.12.2024 /11:15:00
FOKUS 1-Wirtschaft erwartet kaum Impulse durch EZB-Zinssenkungen

(neu: mit Bitkom zu Start-ups)

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"Finanzierung für die meisten Firmen kein limitierender Faktor"



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DIHK: EZB-Zinspolitik kann Wirtschaftspolitik nicht ersetzen



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Bitkom: Start-ups sind stark auf Fremdfinanzierung
 
Berlin, 29. Dez (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft
rechnet trotz der Aussicht auf weitere Zinssenkungen durch die
Europäische Zentralbank (EZB) im neuen Jahr nicht mit starkem
Rückenwind durch die gelockerte Geldpolitik. "Solange unsere
Regierung ihre Hausaufgaben nicht macht und die strukturellen
Probleme nicht beseitigt, kann die EZB die Zinsen senken so viel
sie will ? es wird trotzdem nichts passieren", sagte der
Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel,
Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, der Nachrichtenagentur
Reuters. Für Unternehmer sei entscheidend, ob sich eine
Investition rechne und wie schnell sie umgesetzt werden könne.
"An beidem krankt es signifikant."

Die Familienunternehmer sehen das ganz ähnlich. "Die Finanzierung ist für die meisten Unternehmen zurzeit kein limitierender Faktor", sagte deren Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann. Die Effekte der jetzt begonnenen Zinssenkungsschritte hielten sich sehr in Grenzen - "vor allem, weil das Vertrauen der Marktteilnehmer in eine gute Wirtschaftspolitik nicht vorhanden ist". Ohne grundlegende Verbesserungen der wirtschaftspolitischen Standortbedingungen dürften niedrigere Zinsen allein die Wirtschaft nicht nachhaltig beleben.

Die EZB hat im zu Ende gehenden Jahr ihren Leitzins viermal gesenkt - auf aktuell 3,00 Prozent. Ökonomen gehen davon aus, dass er angesichts nachlassender Inflationsrisiken 2025 schrittweise auf 2,0 Prozent gedrückt wird.

DIHK ERWARTET NULL-WACHSTUM

"Die Zinspolitik der EZB kann nicht die Wirtschaftspolitik ersetzen", sagte auch der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian. Die DIHK rechne auch für 2025 "mit Null-Wachstum". Die EZB könne mit ihrer Politik zwar Investitionen erleichtern. Aber die großen Wachstumsimpulse müssten von der Wirtschafts- und Finanzpolitik kommen. Der EZB-Kurs der geldpolitischen Stabilität könne für mehr Sicherheit bei Investitionsentscheidungen der Unternehmen sorgen. "Das sorgt im Zweifel für zarte Impulse im privaten Konsum, auch im Bausektor könnten sich weitere Zinssenkungen positiv auswirken", sagte Adrian. Niedrigere Bauzinsen hätten insbesondere im privaten Wohnungsbau positive Effekte auf die Nachfrage.

"Die Erfahrungen zeigen, dass niedrigere Kreditzinsen allein nicht dazu führen, bei den Betrieben einen Investitionsboom auszulösen", hieß es beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Die Investitionszurückhaltung der Betriebe habe ihre Ursache nicht in zu teuren Krediten oder fehlendem Geld, sondern in strukturellen Problemen und Standortdefiziten und einer insgesamt sinkenden Wettbewerbsfähigkeit ? auch im Handwerk.

Dem Digitalverband Bitkom zufolge hat die deutsche Wirtschaft frische Konjunkturimpulse dringend nötig. "So sind insbesondere Start-ups und Scale-ups stark auf Fremdfinanzierung angewiesen", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Niedrigere Zinsen könnten den Zugang zu Kapital erleichtern und Investitionen in Forschung, Entwicklung und Expansion fördern." Auch könnten Unternehmen könnten ermutigt werden, stärker in digitale Lösungen wie Infrastruktur, Cloud-Technologien oder Künstliche Intelligenz zu investieren. Solche Investitionen müssten aber von der Politik zugleich flankiert werden, etwa mit echten Superabschreibungen. "Wirtschaftspolitik ist halt sehr viel mehr als Zinspolitik", sagte Wintergerst.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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