Nachricht


12.11.2024 /11:46:50
FOKUS 1-Börsianer wegen Trumps Zinskeule pessimistischer für deutsche Konjunktur

*

ZEW-Konjunkturerwartungen fallen im November

*

Lage wird so schlecht eingeschätzt wie zuletzt 2020

*

ZEW: Neuwahlen in Deutschland macht Börsianern Hoffnung
 
(neu: mit Ökonomen)
Berlin, 12. Nov (Reuters) - Börsenprofis schauen nach
dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA pessimistischer auf die
deutsche Konjunktur. Das Barometer für die Aussichten in den
kommenden sechs Monaten fiel im November um 5,7 Punkte auf 7,4
Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter
152 Analystinnen und Analysten mitteilte. Von der
Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit
einem leichten Rückgang auf 13,0 Punkte gerechnet. Das Barometer
für die aktuelle Lage gab abermals nach, und zwar um 4,5 Punkte
auf minus 91,4 Zähler. Das ist der schlechteste Wert seit Mai
2020, als die Corona-Pandemie zu einer schweren Rezession
führte.

"Die Konjunkturerwartungen für Deutschland stehen unter dem Eindruck des Trump-Sieges und des Ampel-Aus", sagte ZEW-Chef Achim Wambach zur Umfrage seines Instituts, die vom 4. bis 11. November erhoben wurde. Der Republikaner hatte im Wahlkampf hohe Importzölle von Waren aus der EU von zehn oder 20 Prozent ins Spiel gebracht. Das könnte Exporteuropameister Deutschland empfindlich treffen, sind die Vereinigten Staaten doch der größte Abnehmer von Waren "Made in Germany".

"Mit der Wahl von Donald Trump steigt die Unsicherheit",
sagte Ökonom Michael Herzum vom Fondsanbieter Union Investment.
"Die Herausforderungen für das Wachstum in Europa und
Deutschland waren bereits groß ? unter dem Licht einer
Trump-Präsidentschaft dürften sie noch größer werden."
 
"HOFFNUNG AUF NEUE WIRTSCHAFTSPOLITIK"
 
Immerhin: Die Börsianer machten auch einen Lichtblick
aus. Diesen sehen sie im Ende der Koalition aus SPD, Grünen und
FDP und der damit verbundenen vorgezogenen Bundestagswahl, sagte
Wambach. Dadurch mehrten sich zuletzt "auch optimistischere
Stimmen zum wirtschaftlichen Ausblick für Deutschland", sagte
ZEW-Chef Wambach. "Das Ampel-Aus gibt zumindest Hoffnung auf
eine wieder verlässliche Wirtschaftspolitik", fügte der
Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander
Krüger, hinzu. "Inwieweit das Unternehmen beeindruckt, werden
erst die nächsten Umfragen zeigen."
 
Die deutsche Wirtschaft dürfte nach Prognose der meisten
Experten in diesem Jahr das zweite Mal in Folge schrumpfen. Für
2025 wird nur eine schwache Erholung vorausgesagt. Union
Investment etwa rechnet nur mit einem Wachstum von 0,2 Prozent.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.