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17.09.2024 /22:03:37
TOP-THEMA-Commerzbank - Bund sollte seine Beteiligung jetzt nicht verkaufen

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Commerzbank: Wir brauchen erstmal Ruhe



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Strategiesitzung nächste Woche: Werden Optionen prüfen



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Bund: Werden neue Lage erstmal gründlich analysieren



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Zeitung: Commerzbank könnte Chefposition schneller austauschen





(Fasst mehrere Stränge zur Commerzbank zusammen)
- von Christian Krämer
Berlin, 17. Sep (Reuters) - Der Bund sollte aus Sicht
der Commerzbank <CBKG.DE> seine Beteiligung von noch zwölf
Prozent an dem Frankfurter Geldhaus halten. "Wir brauchen
erstmal Ruhe", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp am
Dienstagabend zu Journalisten in Berlin. "Wir sind alle doch
sehr überrascht worden von dem Vorgang." Nun gehe es darum, sich
erstmal zu sortieren und nachzudenken, dann erst den nächsten
Schritt zu gehen.

Die italienische Großbank Unicredit, die in Deutschland bereits mit ihrer Marke HypoVereinsbank bekannt ist, hatte vergangene Woche überraschend bekanntgegeben, neun Prozent an der Commerzbank erworben zu haben. Die Hälfte kaufte sie dabei vom Bund. Ungewöhnlicherweise gingen in der Auktion wegen sehr hoher Offerten der Italiener alle Aktien an Unicredit, der Bund fühlte sich überrumpelt. Im Falle eines Zusammenschlusses mit der Commerzbank könnte ein Bank-Riese entstehen, der einen Marktwert von fast 74 Milliarden Euro erreicht. Eine Schlüsselrolle fällt dabei dem Bund zu.

"Solche Themen sorgen für Unruhe", sagte Orlopp. Dies brauche niemand. Die Commerzbank sei eigenständig auf gutem Weg, sogar auf Rekordkurs 2024. Die Trendwende sei geschafft, die Finanzkennziffern hätten sich deutlich verbessert. "Und da geht noch mehr." Nächste Woche trifft sich Deutschlands zweitgrößte Bank zu einer turnusmäßigen Strategiesitzung für die Pläne bis 2027. "Immer, wenn Optionen auf dem Tisch liegen, werden wir die bewerten." Dies werde aus Sicht aller Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden geschehen.

ERSTMAL AUF EIS

Das FDP-geführte Finanzministerium dementierte einen Bericht der Finanzagentur Bloomberg, nach dem geplant sei, weitere Anteile an der Commerzbank zu verkaufen. Das treffe nicht zu, sagte eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage. "Die Bundesregierung wird die entstandene Lage gründlich analysieren und zu gegebener Zeit Entscheidungen über das weitere Vorgehen treffen."

Reuters hatte vergangene Woche berichtet, formal stehe
zwar der Beschluss noch, die Beteiligung des Bundes an der
Commerzbank schrittweise abbauen zu wollen. Der plötzliche
Einstieg der Italiener habe die Lage aber verändert, weswegen
zunächst keine Verkäufe zu erwarten seien. Es solle vorerst
abgewartet werden.
 
Commerzbank-Chef Manfred Knof hatte sich am Montag
zurückhaltend zu einer möglichen Fusion geäußert. Die
Commerzbank sei stark und halte am Umsetzen der eigenen
Strategie 2027 fest, um profitabler zu werden. "Da ist jetzt
zunächst mal unser Fokus drauf und alles andere wird man dann
sehen." Es habe aber Kontakt mit Unicredit gegeben.

Laut "Handelsblatt" erwägt die Commerzbank, Knof vorzeitig auszutauschen. Eine Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen, so die Zeitung unter Berufung auf mehrere Insider. Die Bank lehnt eine Stellungnahme ab. Das Geldhaus hatte vergangene Woche überraschend mitgeteilt, Knof werde nach Ablauf seines laufenden Vertrages das Institut verlassen. Er werde bis Ende Dezember 2025 bleiben, aber darüber hinaus der Bank nicht mehr zur Verfügung stehen. Orlopp, die als Kandidatin für den Chefposten gilt, wollte sich nicht dazu äußern. Personalien seien Sache des Aufsichtsrats.

(redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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