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11.09.2024 /12:30:45
Studie - Emissionsfreie Lkw müssen bis zu 50 Prozent billiger werden

Frankfurt, 11. Sep (Reuters) - Elektro-Lastwagen müssten zum Erreichen der Klimaziele in Europa nach einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey bis zum Ende des Jahrzehnts viel billiger werden. Um zu Gesamtbetriebskosten wie bei Diesel-Lkw zu kommen, müssten die Preise für Neufahrzeuge um bis zu 50 Prozent und die Ladekosten um 25 Prozent sinken, sagte Anna Herlt, Leiterin der Nutzfahrzeugberatung bei McKinsey, am Mittwoch. Nach der zur Messe IAA Transportation veröffentlichten Studie kosten batterieelektrische Laster derzeit 2,5 bis drei Mal so viel wie ein Diesel-Lkw, mit Brennstoffzelle betriebene sind vier Mal so teuer. Die Angebotspalette von Herstellern wie Daimler Truck <DTGGe.DE> oder MAN wird nächste Woche auf der IAA in Hannover zu sehen sein.

Die Klimavorschriften der Europäischen Union bedeuten nach Berechnung von McKinsey, dass der Anteil emissionsfreier neu verkaufter Lkw von heute weniger als zwei Prozent auf 40 Prozent bis 2030 steigen müsste. Denn bis 2035 sollen die CO2-Emissionen aller Neufahrzeuge im Schnitt um 43 Prozent gegenüber dem Stand von 2019 sinken.

Doch das Ziel liegt in weiter Ferne. "Aktuell üben sich die Kunden in Kaufzurückhaltung", erklärte McKinsey. Vor allem kleinere Logistikunternehmen seien nicht in der Lage, die höheren Anschaffungskosten zu stemmen. Damit die Rechnung über die Nutzungsdauer des Lkw aufgeht, der bei entsprechenden Energiekosten billiger im Verbrauch sowie in der Wartung wäre, dürften die Neuwagen höchstens 30 Prozent teurer als solche mit Dieselmotor sein. Die Hersteller stehen damit vor der Aufgabe, über steigende Stückzahlen und sinkende Kosten der Antriebstechnik ihre Modelle günstiger anzubieten, sagte Herlt. Bei den Batterien sei dafür ein Technologiesprung notwendig.

In die Ladeinfrastruktur müssten außerdem bis 2035 rund 18 Milliarden Euro für bis zu 900.000 private Ladepunkte investiert werden. Das Szenario zu Preisen und Hochlauf sei "sehr, sehr herausfordernd" und nicht zu realisieren, wenn es nur bei den EU-Vorgaben zu emissionsfreien Lkw für die Hersteller bleibe, ergänzte die Expertin. Ohne Anreize für die Käufer wie staatliche Kaufprämien, die in Deutschland gerade gestrichen wurden, wird es demnach nicht gehen.

Auf mehr Konkurrenz chinesischer Hersteller müssten sich auch die europäischen Lkw-Hersteller einstellen, wenn auch der Wettbewerb nicht so scharf zu erwarten sei wie bei Pkw. Konkurrenten aus China könnten wettbewerbsfähige Produkte zu deutlich geringeren Kosten anbieten. Sie hätten zudem sehr klare Ambitionen, in den europäischen Markt einzutreten. "Ich glaube, die Eintrittsbarrieren sind im Nutzfahrzeugmarkt verhältnismäßig hoch aufgrund des ganzen Servicegeschäfts", sagte Herlt. Bei Bussen hätten chinesische Anbieter aber schon einen Marktanteil von 20 Prozent in Europa erobert. "Ich halte das nicht für ausgeschlossen, dass das tatsächlich im elektrischen Truck über die Zeit auch passieren kann."

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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