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04.07.2024 /14:53:23
HINTERGRUND-Kein Reiseboom durch Olympia - Pariser Preise bremsen Buchungen

London/New York 04.Jul (Reuters) - Der erhoffte wirtschaftliche Rückenwind durch die Olympischen Sommerspiele in Paris könnte zum lauen Lüftchen werden: Hohe Kosten und Sicherheitsbedenken schrecken viele Fans von Reisebuchungen ab. "Derzeit verzeichnen wir die niedrigsten Buchungszahlen seit 25 Jahren für fast jedes Sportereignis", sagt Alan Bachand, ein in den USA ansässiger Sportreisevermittler zu Reuters. Dem Analyseunternehmen ForwardKeys zufolge sind die Flugbuchungen in die französische Hauptstadt ab Juni im Vergleich zum Vorjahr lediglich um zehn Prozent gestiegen.

Im krassen Gegensatz dazu waren die Buchungen zu den Spielen in Rio de Janeiro im Jahr 2016 um 115 Prozent in die Höhe geschnellt. Sogar bei den Olympischen Spielen in Tokio, die während der COVID-19-Pandemie stattfanden, gab es einen Anstieg von 20 Prozent, errechnete ForwardKeys.

Auch bei den Hotelreservierungen sieht es düster aus. Daten der Pariser Beratungsfirma MKG zeigen, dass sie in den Wochen vor den Olympischen Spielen im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind und es im Juni einen Umsatzrückgang von bis zu 25 Prozent gab. Als Grund wurden explodierende Kosten genannt. Nach Angaben des Pariser Fremdenverkehrsamts sind die durchschnittlichen Hotelpreise für die Zeit der Olympischen Spiele vom 26. Juli bis zum 11. August im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent auf 342 Euro pro Nacht gestiegen.

LIEBER NACHTBUS ZURÜCK IN DIE HEIMAT STATT HOTEL IN PARIS

Die Ergebnisse zeigen die Herausforderungen für Großstädte bei der Ausrichtung internationaler Sportereignisse: Die Metropolen sind bereits von Touristen überfüllt und teuer. London erlebte 2012 eine ähnliche Enttäuschung. Die Zahl der Besucher stieg dort lediglich um drei Prozent. Viele Fans von Städtereisen mieden die Stadt während Olympia.

Die Kostenexplosion lässt Sportfans nach Alternativen suchen. So hat etwa die 29-jährige Britin Emma Mathieson Karten für das Spiel um die Bronzemedaille der Frauen im Fußball in Lyon und hofft, am nächsten Tag Karten für das Spiel um die Goldmedaille in Paris zu bekommen. Doch statt im Anschluss zu übernachten, wird sie einen Nachtbus zurück nach London nehmen. Eine Übernachtung von über 300 Euro überstieg ihr Budget. "Ich hätte gerne mehr Frauenspiele oder Gruppenphasen gesehen, wenn es erschwinglicher gewesen wäre", sagt sie.

Auch wohlhabendere Gäste sind zurückhaltend. Vier-Sterne-Hotels verlangten während des Wettbewerbs bis zu 1000 Euro pro Nacht. Das schrecke viele Kunden ab, sagt Sportreisevermittler Bachand. Als günstigere Alternative verzeichnete derweil Airbnb <ABNB.O> bei der Vermittlung von Wohnungen für Touristen in Paris Rekordbuchungen: 400 Prozent über dem Vorjahr.

SICHERHEITSBEDENKEN

Aber auch die Furcht vor Anschlägen und Unruhen ist ein Grund für die Reisezurückhaltung. Air France-KLM <AIRF.PA> erklärte daher am Montag, dass mit schwächeren Sommerumsätzen als erwartet zu rechnen sei, da Reisende die Olympischen Spiele mieden. Der islamistische Terrorismus sei die größte Sicherheitssorge, erklärte der Polizeichef der französischen Hauptstadt, Laurent Nunez, vergangenen Monat.

Das Luxusreisebüro Global Travel Moments berichtete, Kunden hätten neben den Preisen Sicherheitsbedenken als Grund für die Verschiebung ihrer Reise nach Frankreich genannt. Angesichts der gegenwärtigen Lage machten die Leute einen großen Bogen um Paris, sagt Duncan Greenfield-Turk, Chef-Reisedesigner von Global Travel Moments. Hinzu kämen Herausforderungen wie die von Präsident Emmanuel Macron ausgerufenen Wahlen. In Frankreich herrscht vor den Spielen höchste Sicherheitsalarmstufe.

Manche Reisebüros hoffen auf einen Last-Minute-Ansturm auf Tickets und Unterkünfte sowie auf eventuelle Preisnachlässe in den letzten Wochen vor Beginn der Spiele. "Es wird alles gut", sagt Samuel Riezzo, dessen Unternehmen Eintrittskarten für Sportveranstaltungen verkauft. "In Frankreich sind sie wie immer unzufrieden und üben ständig Kritik."

(Bericht von joanna Plucinska Und Doyinsola Oladipo; unter Mitarbeit von Mimosa SpenceR; GESCHRIEBEN VON Anneli Palmen, Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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