Doha/Kairo, 14. Jan (Reuters) - Im Ringen um ein Ende des Krieges im Gazastreifen gibt es nach Informationen aus Verhandlungskreisen detaillierte Vereinbarungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln. Die Vermittler hätten Israel und der Hamas einen entsprechenden Textentwurf vorgelegt, sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Vertreter in Doha. Zuvor sei kurz nach Mitternacht (Ortszeit) ein "Durchbruch" bei den Gesprächen in der katarischen Hauptstadt erzielt worden, an denen auch Abgesandte des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden und seines Nachfolgers Donald Trump teilnahmen. US-Außenminister Antony Blinken werde am Dienstag einen Plan für die Zukunft des Gazastreifens nach dem Ende des aktuellen Konflikts vorlegen, berichtete das Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Nach Angaben eines israelischen Regierungsvertreters sieht der Entwurf in einem ersten Schritt die Freilassung von 33 Geiseln vor. Darunter seien Kinder, Frauen, einige Soldatinnen, Männer über 50 sowie Verwundete und Kranke. Am 16. Tag der Waffenruhe sollen dann Verhandlungen über eine zweite Phase beginnen, in der die restlichen lebenden Geiseln - männliche Soldaten und Männer im wehrfähigen Alter - freigelassen und die Leichen der toten Geiseln übergeben werden sollen. Im Gegenzug würden militante Palästinenser, die wegen Mordes oder tödlicher Angriffe verurteilt wurden, freigelassen, wobei die Anzahl von der Zahl der noch lebenden Geiseln abhänge. Ausgeschlossen seien Kämpfer, die am Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen seien.
Das Abkommen sieht den Angaben zufolge auch einen schrittweisen Truppenrückzug Israels vor, wobei israelische Streitkräfte in der Grenzregion verbleiben sollen, um israelische Städte und Dörfer zu schützen. Im so genannten Philadelphi-Korridor am südlichen Rand des Gazastreifens sollen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, wobei sich Israel nach den ersten Tagen des Abkommens aus Teilen dieses Korridors zurückziehen würde. Unbewaffnete Bewohner des nördlichen Gazastreifens sollen zurückkehren dürfen, wobei ein Mechanismus sicherstellen soll, dass keine Waffen dorthin gebracht werden. Die israelischen Truppen müssten sich auch aus dem Netzarim-Korridor im Zentrum des Gazastreifens zurückziehen.
(Bericht von Andrew Mills und Nidal al-Mughrabi, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)