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02.10.2024 /12:14:39
TOP-THEMA-Israel verstärkt Bodeneinheiten im Südlibanon

(Neu: Russland, Panzerverbände, Frankreich, Opferzahlen, Hisbollah)

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Bericht: Israel droht massive Vergeltung an

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Israel setzt im Libanon reguläre Bodentruppen ein

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Neue Kämpfe im Gazastreifen mit Dutzenden Toten

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Scholz fordert Rückzug von Hisbollah aus Grenzgebiet
 
Jerusalem/Beirut/Berlin, 02. Okt (Reuters) - Ungeachtet
des iranischen Raketen-Großangriffs und internationaler Aufrufe
zu einer Waffenruhe hat Israel seine Angriffe im Libanon
fortgesetzt. Die israelische Militärführung teilte am Mittwoch
mit, dass das Vorgehen im Südlibanon gegen die mit dem Iran
verbündete Hisbollah-Miliz nun auch mit regulären Truppen und
Panzerverbänden vorangetrieben werde. Es handele sich jedoch um
begrenzte Aktionen. Die iranische Führung erklärte, dass der
Raketenbeschuss vorerst beendet sei, sofern Israel auf
Vergeltungsmaßnahmen verzichte. Israel, den USA und Jordanien
war es gelungen, die meisten Raketen abzuwehren. Kanzler Olaf
Scholz verurteilte den iranischen Angriff "auf Schärfste" und
forderte die Hisbollah zum Rückzug aus dem Grenzgebiet zu Israel
auf.
WEITERE ISRAELISCHE ANGRIFFE IM LIBANON

Im Libanon bombardierte Israel erneut südliche Vororte von Beirut. Es soll mindestens ein Dutzend Luftangriffe auf die dortige Hochburg der Hisbollah gegeben haben. Israel erließ neue Evakuierungsanordnungen für das Gebiet, das sich nach tagelangen schweren Angriffen weitgehend geleert hat.

Über die Auseinandersetzungen im Südlibanon herrschte Unklarheit. Die Hisbollah erklärte, sie habe sich am frühen Mittwoch israelischen Truppen entgegengestellt, die in die libanesische Stadt Adaisseh eingedrungen seien. Die Israelis hätten sich daraufhin zurückgezogen. Die Miliz meldete auch Kämpfe in dem Grenzort Marun Al-Ras. Sie teilte zudem mit, dass sie eine Raketensalve auf Gebiete nördlich der israelischen Stadt Haifa abgefeuert habe.

Das israelische Militär erklärte, dass sich nach Kommando- und Fallschirmjägereinheiten nun auch reguläre Infanterie- und Panzereinheiten an Bodenoperationen im Südlibanon beteiligen würden. Diese Einsätze blieben aber lokal begrenzt. Außerdem teilte Israel mit, dass Spezialeinheiten bereits seit Monaten Bodenangriffe gegen Ziele der Hisbollah jenseits der Grenze durchgeführt und dabei Tunnel und Waffenverstecke unter Häusern entdeckt hätten. Bei fast einem Jahr grenzüberschreitender Kämpfe wurden im Libanon nach Regierungsangaben fast 1900 Menschen getötet und mehr als 9000 verwundet, die meisten davon in den vergangenen zwei Wochen.

Israel war bereits während des libanesischen Bürgerkriegs 1982 im Libanon einmarschiert. Die Truppen zogen sich im Jahr 2000 zurück. 2006 folgte ein weiterer Krieg gegen die Hisbollah, die immer wieder israelisches Grenzgebiet mit Raketen beschoss. Seitdem wird die "Blaue Linie" genannte Grenze von den Vereinten Nationen überwacht.

Neben den USA, der UN und der EU sprach sich auch Russland für Zurückhaltung in der Auseinandersetzung aus. Kanzler Scholz verwies auf die nötige Umsetzung der UN-Sicherheitsresolution 1701, die klar vorschreibe, dass sich die schiitische Hisbollah-Miliz aus dem Grenzgebiet zurückziehen müsse. "Dies würde den Weg ebnen für eine Rückkehr der Menschen in den Norden Israels und gleichzeitig eine Perspektive eröffnen, die Staatlichkeit Libanons zu konsolidieren", sagte er.

SORGE VOR FLÄCHENBRAND

In der Region nahm die Sorge vor einem Flächenbrand weiter zu. Israel werde in den nächsten Tagen einen "bedeutenden Vergeltungsschlag" führen, der Ölförderanlagen im Iran und andere strategische Einrichtungen zum Ziel haben könnte, berichtete die US-Nachrichtenwebsite Axios unter Berufung auf israelische Beamte. "Der Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht - und er wird dafür bezahlen", erklärte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Dienstagabend. Die mit dem Iran verbündeten jemenitischen Huthi-Rebellen wiederum erklärten, sie hätten mit drei "Quds 5"-Raketen Militärposten tief in Israel angegriffen. Bei israelischen Militäraktionen im Gazastreifen wurden in der Nacht mindestens 60 Palästinenser getötet, berichteten Mediziner. Israelische Panzer hätten mehrere Gebiete in Chan Junis im südlichen Gazastreifen und in Gaza-Stadt angegriffen.

Der Iran verkündete einen vorläufigen Stopp der Angriffe. "Unsere Aktion ist abgeschlossen, es sei denn, das israelische Regime beschließt, zu weiteren Vergeltungsmaßnahmen aufzurufen. In diesem Fall wird unsere Antwort stärker und mächtiger sein", schrieb der iranische Außenminister Abbas Arakchi in einem Beitrag auf der Plattform X. Der Iran hatte zuvor erklärt, der Angriff auf Israel habe ausschließlich militärischen Einrichtungen gegolten.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums war das Ausmaß der iranischen Luftangriffe mit rund 180 Raketen etwa doppelt so groß wie der iranische Angriff auf Israel im April. Das Pentagon betonte, dass man sich eng mit dem langjährigen Verbündeten Israel absprechen werde, um sicherzustellen, dass der Iran "ernsthafte Konsequenzen" zu tragen habe.

Großbritannien und Frankreich erklärten, sie hätten ihre Militär mobilisiert, um eine iranische Bedrohung abzuwehren. Inwieweit beide Streitkräfte am Abschuss iranischer Raketen beteiligt waren, blieb unklar.

(Bericht von Steven Scheer, Parisa Hafezi, Timour Azhari, Nidal al-Mughrabi, Andreas Rinke; redigiert von Christian Rüttger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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