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09.10.2024 /12:00:00
IW - Deutschland fehlen 176.000 Fachkräfte in pharmarelevanten Berufen

Frankfurt, 09. Okt (Reuters) - Die Pharmaindustrie bekommt den Fachkräftemangel in Deutschland deutlich zu spüren. Schon jetzt fehlten in pharmarelevanten Berufen branchenübergreifend 176.000 Fachkräfte, teilten der Verband der forschenden Pharmaunternehmen vfa und die Gewerkschaft IGBCE am Mittwoch unter Verweis auf eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mit. Die Fachkräftelücke sei damit fast viermal so groß wie noch vor zehn Jahren, auch wegen der gestiegenen Arbeitskräftenachfrage der vergangenen Jahre. Betroffen sei vor allem die Produktion - dort könne jede vierte Stelle nicht besetzt werden.

"Um die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Deutschland zu sichern, müssen wir alle Fachkräftepotenziale ausschöpfen, Produktivität steigern und gezielt Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen", forderte vfa-Präsident Han Steutel. Der Verband hatte schon vor kurzem gewarnt, dass in der Pharmabranche selbst bis 2034 knapp 40.000 Stellen altersbedingt neu besetzt werden müssten. Ohne gezielte Maßnahmen drohe ein Rückgang der Innovationskraft, eine Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland sei daher unverzichtbar. Daneben müssten auch Menschen aus anderen Branchen als Quereinsteiger gewonnen werden.

"Es ist entscheidend, alle verfügbaren inländischen Fachkräftepotenziale auszuschöpfen. Dazu zählen die Integration von Frauen, älteren Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt", sagte Steutel. Neben der Produktion gebe es auch erhebliche personelle Engpässe in Forschung und Entwicklung sowie bei IT-Berufen - das gelte besonders für pharmazeutische Clusterregionen wie das Rhein-Main-Gebiet und Oberbayern. Dies gefährde nicht nur die Innovationskraft, sondern auch die Versorgungssicherheit mit wichtigen Medikamenten.

Gegenwärtig sei von den insgesamt 14,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in pharmarelevanten Berufen knapp die Hälfte auf Fachkraftniveau beschäftigt. Rund 155.000 arbeiteten in Pharmaunternehmen. "Fachkräfte entwickeln, gewinnen und binden müssen wir zur obersten Priorität machen", sagte IGBCE-Vorstandsmitglied Francesco Grioli. Dies sei aber nicht allein Aufgabe der Wirtschaft, auch die Politik müsse geeignete Rahmenbedingungen schaffen etwa durch einen vereinfachten Zugang zu Weiterbildungsprogrammen oder einen weiteren Ausbau des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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