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09.10.2024 /12:21:46
FOKUS 1-Chemie-Nobelpreis für Proteinforscher Baker sowie KI-Forscher Hassabis und Jumper

(Neu: weitere Details zu Preisträgern, Hintergrund)
Stockholm/Frankfurt, 09. Okt (Reuters) - Der Nobelpreis
für Chemie geht in diesem Jahr zur Hälfte an den US-Biochemiker
David Baker sowie an die KI-Forscher Demis Hassabis und John
Jumper. Sie werden damit für ihre Arbeiten zum
"computergestützten Proteindesign" sowie für die "Vorhersage von
Proteinstrukturen" ausgezeichnet, wie das Nobelkomitee am
Mittwoch in Stockholm mitteilte. David Baker sei das fast
unmögliche Kunststück gelungen, völlig neue Arten von Proteinen
zu entwickeln. Hassabis und Jumper hätten mit der Entwicklung
eines KI-Modells ein 50 Jahre altes Problem gelöst: die
Vorhersage der komplexen Strukturen von Proteinen. "Sie haben
den Code für die erstaunlichen Strukturen der Proteine
geknackt."
Diese beiden Entdeckungen eröffneten enorme
Möglichkeiten, erklärte der Vorsitzende des
Chemie-Nobelkomitees, Heiner Linke. Der 62-jährige Baker ist
Professor der Universität Washington in Seattle. Ihm gelang es
2003, ein neues Protein zu entwerfen, das sich von allen anderen
Proteinen unterscheidet. Seitdem habe seine Forschungsgruppe
"eine fantasievolle Proteinkreation nach der anderen
hervorgebracht, darunter Proteine, die als Arzneimittel,
Impfstoffe, Nanomaterialien und winzige Sensoren verwendet
werden können", urteilte das Nobelkomitee.
 
Hassabis (48) ist Vorstandschef des KI-Spezialisten
Google DeepMind, der 2014 für rund 400 Millionen Dollar von
Google übernommen wurde. Der 1985 geborene US-Amerikaner Jumper
ist Senior Research Scientist bei Google DeepMind. Sie stellten
2020 das KI-Modell AlphaFold2 vor. Mit dessen Hilfe konnten sie
die Struktur von praktisch allen 200 Millionen Proteinen
vorhersagen, die Forscher identifiziert haben. Seit ihrem
Durchbruch wurde AlphaFold2 von mehr als zwei Millionen Menschen
aus 190 Ländern genutzt. Neben einer Vielzahl wissenschaftlicher
Anwendungen können Forscher nun Antibiotikaresistenzen besser
verstehen und Bilder von Enzymen erstellen, die Plastik
zersetzen können.
 
Der Nobelpreis gilt international als eine der
wichtigsten wissenschaftlichen Auszeichnungen. Im vergangenen
Jahr waren Moungi Bawendi, Louis Brus und Alexei Ekimov für die
Entdeckung und Entwicklung von Quantenpunkten ausgezeichnet
worden. Als bekannteste Trägerin des Chemie-Nobelpreises gilt
Marie Curie, die ihn 1911 für die Entdeckung der Elemente Radium
und Polonium erhielt. In den kommenden Tagen werden weitere
Nobelpreise für besondere Leistungen in anderen Bereichen
vergeben, darunter der Preis für Literatur am Donnerstag und für
Frieden am Freitag. Den Abschluss macht die Verleihung des
Wirtschafts-Nobelpreises am Montag.

(Bericht von Niklas Pollard und Patricia Weiß. Redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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