Seoul, 27. Dez (Reuters) - Das südkoreanische Parlament will mit der Mehrheit der Opposition auch den Interims-Präsidenten Han Duck Soo des Amtes entheben. 192 von 300 Abgeordneten stimmten am Freitag in Seoul gegen Han, dem sie eine Verwicklung in die kurzzeitige Ausrufung des Kriegsrechts vorwarfen. "Der einzige Weg, das Land zu normalisieren, ist die rasche Ausrottung aller aufständischen Kräfte", erklärte Oppositionsführer Lee Jae Myung im Parlament. Die Regierungspartei boykottierte die Abstimmung. Das Verfassungsgericht muss nun entscheiden, ob Han tatsächlich seiner präsidialen Aufgaben entbunden wird. Hintergrund ist die Weigerung von Han, drei neue Richter für das Verfassungsgericht zu ernennen, um die vom Parlament beantragte Amtsenthebung des regulären Präsidenten Yoon Suk Yeol umzusetzen.
Mit der neuen Entwicklung verschärft sich die Staatskrise in Südkorea. Han hatte die Präsidentschaft geschäftsführend übernommen, nachdem das Parlament auch mit den Stimmen der Regierungspartei den regulären Präsidenten Yoon des Amtes enthoben hatte. Auch hier steht eine endgültige Entscheidung des Verfassungsgerichts noch aus. Yoon hatte kurzzeitig das Kriegsrecht ausgerufen und dies mit Gefahren für die Nation begründet. Nach massiven Protesten auch seiner Partei wurde das Kriegsrecht wenige Stunden später aufgehoben.
(Bericht von Josh Smith und Jack Kim, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)