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27.12.2024 /09:23:58
FOKUS 1-IW-Umfrage: Deutsche Wirtschaft auch für 2025 pessimistisch

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31 von 49 Wirtschaftsverbänden sehen Lage noch schlechter

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25 Verbän de erwarten Stellenabbau im kommenden Jahr

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IW-Direktor: Müssen über längere Arbeitszeiten reden
 
(neu: weitere Zitate zu Arbeitsvolumen und Rente)
Berlin, 27. Dez (Reuters) - Angesichts der schwächelnden
Konjunktur blickt die deutsche Wirtschaft auch auf das neue Jahr
mit großen Sorgen. 31 von 49 Verbänden sehen die aktuelle Lage
schlechter als noch vor einem Jahr, wie aus der Branchenumfrage
des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)
hervorgeht, die am Freitag veröffentlicht wurde. Auch für das
kommende Jahr bleiben die Verbände überwiegend pessimistisch. 20
von 49 befragten Branchenvertretern rechneten mit einer
geringeren Produktion, nur 16 mit einem Anstieg. "Die deutsche
Wirtschaft kommt auch 2025 nicht von der Stelle", lautet das
Fazit von IW-Direktor Michael Hüther.

Die schlechte Stimmung drohe sich vor allem auf den Arbeitsmarkt auszuwirken: 25 Verbände erwarten in ihren Branchen für das kommende Jahr einen Stellenabbau, nur sieben Verbände rechnen mit mehr Beschäftigten. Weniger Jobs dürfte es vor allem in der Industrie geben, etwa im Eisen- und Stahlbereich, im Maschinenbau oder im Baubereich. Mehr Jobs werden etwa in der Pharmaindustrie, im Luft- und Raumfahrzeugbau sowie in der Investmentbranche erwartet.

Die Gründe sind dem IW zufolge vielfältig: Hohe Kosten
für Energie, Arbeit, Material und überbordende Bürokratie
belasteten die Unternehmen und schwächten die
Wettbewerbsfähigkeit. Zudem hemme die unsichere Weltlage die
Exporte und die unklare politische Lage vor der Neuwahl im
Inland die Investitionen. "Besonders besorgniserregend ist die
Vielzahl der Probleme, mit der die Unternehmen konfrontiert
sind", sagte Hüther. Frühere Krisen hätten oft direkte Auslöser,
seien weniger raumgreifend und dadurch einfacher zu bewältigen
gewesen. Jetzt sei die Lage im Inland wie im Ausland ungewiss.
Die kommende Bundesregierung müsse wieder eine nachhaltige
wirtschaftliche Perspektive schaffen, um wieder den Anschluss an
Wettbewerber zu finden.

Der IW-Direktor verlangt von der Politik, über längere Arbeitszeiten und ein späteres Renteneintrittsalter zu sprechen. "Wir arbeiten einfach zu wenig", sagte Hüther im Deutschlandfunk. Ein Vollzeiterwerbstätiger arbeite in Deutschland 249 Stunden weniger als in der Schweiz. "Der Realität muss man sich stellen." Es gebe zudem eine Verknappung durch Alterung. Das Erwerbspersonenpotenzial schrumpfe. Dagegen könne Zuwanderung helfen, doch müsse auch über ein höheres Arbeitsvolumen geredet werden. Wenn die Lebenserwartung weiter steige, müsse auch über einen späteren Renteneintritt gesprochen werden, forderte Hüther.

(Bericht von Christian Götz und Rene Wagner. Redigiert von Hans Busemann Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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