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12.05.2025 /10:16:06
SPOTANALYSE-Ökonomen zur Handelsvereinbarung zwischen USA und China

Berlin, 12. Mai (Reuters) - Die USA und China rüsten im Handelskrieg ab. Beide Seiten einigten sich auf eine 90-tägige Pause in dem Streit sowie zumindest etwas niedrigere Zollsätze. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

CARSTEN BRZESKI, ING-CHEFVOLKSWIRT:
 
"Es sieht so aus, als ob Trump seine hohen Forderungen
zurückziehen muss und in der Realität angekommen ist. Für die
Märkte ist das erst mal positiv. Trotzdem bleibt das Zollniveau
höher als zu Jahresanfang und ist ein Deal noch nicht
ausgemachte Sache. Nur weil das Worst-Case-Szenario nicht
eintritt, ist nicht alles gut."
 
CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL
BANK:
 
"Grundsätzlich ist es eine gute Nachricht, dass man sich
überhaupt auf irgendetwas geeinigt hat. Von einem Abkommen ist
man natürlich noch weit entfernt. Das Ganze scheint ja auch
erstmal nur für 90 Tage zu gelten. Und insofern bleibt auch
immer noch Unsicherheit da."
BERND WEIDENSTEINER UND CHRISTOPH BALZ, COMMERZBANK:

"Die Vereinbarung vom Wochenende ist ein wichtiger Schritt zu einer Deeskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Die Frage ist aber, ob es gelingt, in den nächsten 90 Tagen bei den Verhandlungen über Details ausreichend Fortschritte zu erzielen. Schließlich hält die US-Regierung an ihrem Ziel einer ausgeglicheneren Handelsbilanz mit China fest.

Weiterhin schält sich immer mehr heraus, dass die USA einen Zollsatz von zehn Prozent - wie er auch im kürzlich mit Großbritannien abgeschlossenen Abkommen auftaucht - künftig als Untergrenze ansehen. Verglichen mit dem bis Jahresanfang geltenden effektiven Zollsatz wäre das immer noch beinahe eine Vervierfachung, mit den entsprechenden Auswirkungen auf Handelsströme, Inflation und Investitionsentscheidungen.

Die Vereinbarung zwischen den USA und China ? den beiden mit Abstand größten Wirtschaften der Welt ? verringert die Risiken einer durch eskalierende Handelskonflikte ausgelösten Rezession und dürfte auch die Inflationsrisiken reduzieren."

HOLGER SCHMIEDING, CHEFVOLKSWIRT BERENBERG BANK:

"Das ist eine gute Nachricht. Ohne diese Pause wäre der direkte Handel zwischen den USA und China nahezu zum Erliegen gekommen. Das hätten beide Seiten sich nicht lange leisten können. Den USA hätte Stagflation oder sogar eine Rezession bei gleichzeitig steigender Inflation gedroht. Bisher hat China sich mit seiner harten Haltung, die US-Zölle mit nahezu ähnlich hohen Zöllen zu vergelten, weitgehend durchgesetzt. Peking hat die USA an den Verhandlungstisch gezwungen."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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