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05.11.2024 /15:16:41
TOP-THEMA-"Jede Stimme zählt" - Harris und Trump ziehen Kopf an Kopf in Wahl

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Erstes Dorf im Nordosten der USA hat gewählt



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Ergebnis unentschieden



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Auch landesweit wird mit knappen Ausgang gerechnet



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Fokus liegt auf Swing States



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Harris und Trump werben bis zuletzt um Stimmen



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Behörden treffen Sicherheitsvorkehrungen





(Neu: Zitate von Harris und Trump, Öffnung weiterer Wahllokale, Details, Hintergrund)

- von Christian Rüttgerund Joseph Ax
Berlin/Washington, 05. Nov (Reuters) - Unentschieden -
so lautet zum Auftakt der US-Präsidentschaftswahl das erste
Teilergebnis des Duells zwischen Kamala Harris und Donald Trump,
das am Dienstag vorlag. Es stammt aus dem kleinen Dorf Dixville
Notch im nordöstlichen Bundesstaat New Hampshire unweit der
Grenze zu Kanada, das seit Jahrzehnten traditionell am Wahltag
als erstes abstimmen lässt. Sechs Wähler beteiligten sich,
wenige Minuten nach Mitternacht stand fest: drei Stimmen gingen
an die Demokratin Harris, drei an den Republikaner Trump.

Auch wenn das Resultat aufgrund der geringen Teilnehmerzahl keine größere Aussagekraft hat, so deckt es sich doch mit den Umfragen, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwarten lassen, bei dem es auf jede Stimme ankommt. Anlass genug für beide Lager bis zuletzt zu versuchen, Wahlberechtigte zu mobilisieren. "Amerika, jetzt ist der Moment, eurer Stimme Gehör zu verschaffen", schrieb etwa Harris auf dem Kurznachrichtendienst X, während entlang der Ostküste in mehr als zwei Dutzend Bundesstaaten die Wahllokale öffneten. "Es ist Wahltag. Heute gehen wir wählen, weil wir unser Land lieben und an das Versprechen von Amerika glauben."

Trump wandte sich ebenfalls über X an die Wähler. "Es
ist Zeit rauszugehen und zu wählen - damit wir Amerika zusammen
wieder groß machen können", zitierte er in Großbuchstaben seinen
bereits bei der Wahl 2016 ausgegebenen Slogan "Make America
Great Again", den vor ihm 1980 schon Ronald Reagan prägte.
Daneben stellte der Ex-Präsident einen Wahlwerbespot im Stile
eines Kinofilm-Trailers auf X, in dem eine Erzählerstimme eine
verheerende Bilanz der vergangenen vier Jahre zieht und
anschließend ein Comeback Amerikas verspricht. "Wenn wir zu
Boden geschlagen werden, dann bleiben wir nicht liegen. Wir
stehen wieder auf. Wir kämpfen, wir kämpfen, wir kämpfen",
begleitet die Erzählerstimme Aufnahmen, die Trump mit erhobener
Faust nach dem gescheiterten Attentat auf ihn im Juli zeigen.
Der Kontrast zwischen der demonstrativ positiven
Botschaft von Harris und Trumps Weltuntergangsrhetorik prägte
den gesamten Wahlkampf, so auch die Abschlusskundgebungen der
beiden Kontrahenten am Montag. Bis in den späten Abend hinein
konzentrierten sie sich dabei auf die sogenannten Swing States.
In diesen sieben besonders umkämpften Bundesstaaten ist völlig
offen, wer am Ende die Nase vorn hat. Genau hier könnte sich
aber entscheiden, wer nach dem scheidenden Präsidenten Joe Biden
ins Weiße Haus einzieht.

Harris legte fünf Stopps in Pennsylvania ein, dem voraussichtlich wichtigsten Swing State. Die 60-Jährige beendete den Tag in Philadelphia, unterstützt von den Show-Größen Lady Gaga und Oprah Winfrey. Das Rennen sei noch nicht vorbei, betonte die Vizepräsidentin. "Jede einzelne Stimme zählt", mahnte sie die Menge, gab sich aber zugleich siegesgewiss: "Das Momentum ist auf unserer Seite. Wir werden gewinnen." Mit positiven Worten entließ sie ihre Anhänger: "Heute Abend schließen wir also so ab, wie wir begonnen haben: mit Optimismus, mit Energie, mit Freude." Getragen wurde ihre Zuversicht von letzten Umfragen, die zeigten, dass Harris bei Frauen deutlich besser abschneidet als ihr Rivale, der nicht zuletzt durch zahlreiche sexistische Kommentare aufgefallen ist.

Trump nutzte derweil seine letzten Auftritte einmal mehr, um ein düsteres Bild der USA nach vier Jahren unter Biden und Harris zu zeichnen. Er machte Stimmung gegen Einwanderer und kritisierte die Wirtschaftspolitik der Regierung. "Amerika, der 5. November 2024 wird der Tag der Befreiung sein", rief er seinem Publikum in Reading in Pennsylvania zu. Seine Abschluss-Wahlkampfrede hielt er wie schon 2020 und 2016 in Grand Rapids im Swing State Michigan. Wenn es gelinge, alle Anhänger zu mobilisieren, dann sei die Wahl gelaufen.

ANGST VOR GEWALTAUSBRÜCHEN

Zu deutscher Zeit schließen die letzten Wahllokale erst Mittwochfrüh. Doch bis ein verlässliches Endergebnis vorliegt, könnten aufgrund des erwarteten knappen Ausgangs noch Tage, wenn nicht gar Wochen vergehen. Ob Trump so lange warten will, ist fraglich. Sein Wahlkampfstab hat angedeutet, dass er vielleicht wie schon vor vier Jahren noch in der Wahlnacht seinen Sieg erklären könnte - selbst wenn Millionen Stimmen noch nicht ausgezählt sind. Sollte der 78-Jährige verlieren, steht zu befürchten, dass er das keinesfalls akzeptieren wird. Seit Wochen bereiten er und sein Mitstreiter den Boden für eine Anfechtung des Ergebnisses, sollte es nicht zu seinen Gunsten ausfallen. Auch seine Niederlage von vor vier Jahren hat Trump bis heute nicht anerkannt. Stattdessen erklärte er stets, der Sieg sei ihm gestohlen worden.

Solche Falschbehauptungen sowie die ständigen Beleidigungen und Drohungen gegen Andersdenkende haben dazu beigetragen, dass zahlreiche Behörden in den USA aus Angst vor gewaltsamen Zwischenfällen die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Wahl verschärft haben. In mehreren Bundesstaaten steht die Nationalgarde bereit und auch in der Hauptstadt Washington wurden Vorkehrungen getroffen. Zu präsent ist die Erinnerung an den 6. Januar 2021. Damals stürmte in einem beispiellosen Vorgang ein wütender Mob von Trump-Anhängern das Kapitol, um die Bestätigung von Bidens Wahlsieg durch den Kongress zu verhindern. Fünf Menschen kamen ums Leben.

Aber nicht nur wegen der verschärften Sicherheitslage ist die Stimmung angespannt. Parallel zur Präsidentschaftswahl entscheiden die Amerikanerinnen und Amerikaner über die künftige Zusammensetzung des Kongresses. Auch hier ist der Ausgang offen. Die Demokraten wollen ihre hauchdünne Mehrheit im Senat verteidigen, die Republikaner ihren knappen Vorsprung im Repräsentantenhaus.

(Mitarbeit: Nandita Bose, Steve Holland, geschrieben von Christian Rüttger, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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