Nachricht


14.01.2025 /10:22:19
FOKUS 1-"Der Staat gewinnt immer" - Milliarden an Steuereinnahmen aus Glücksspiel

*

Einnahmen binnen zehn Jahren um über 50 Prozent gestiegen

*

Steuerschätzer: 2024 voraussichtlich leichtes Minus
 
(neu: mit Ökonom zu 2024, Details)
Berlin, 14. Jan (Reuters) - Ob Lotto, Sportwetten oder
Online-Poker: Der deutsche Staat verdient bei Glücksspielen
kräftig mit. 2023 spülten sie rund 2,48 Milliarden Euro Steuern
in die öffentlichen Kassen, wie das Statistische Bundesamt am
Dienstag mitteilte. Das waren zwar 3,6 Prozent weniger als ein
Jahr zuvor und damit der erste Rückgang nach zuletzt stetig
steigenden Einnahmen. Im Zehnjahresvergleich lagen die
staatlichen Einnahmen aus dem Glücksspiel jedoch um 51,5 Prozent
höher als 2013 mit 1,64 Milliarden Euro. "Auch wenn die
Wahrscheinlichkeit, die sechs Richtigen zu tippen, sehr klein
ist, gewinnt einer immer: der Staat", so die Statistiker.

Allerdings dürften die Einnahmen im vergangenen Jahr nochmals gesunken sein. Diese würden wohl "moderat schwächer als im Jahr 2023 ausfallen", sagte Ökonom Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) der Nachrichtenagentur Reuters. Der Arbeitskreis Steuerschätzung habe im Herbst einen Rückgang von 0,6 Prozent vorausgesagt. "Online-Poker dürfte aber besonders gut gelaufen sein", sagte Steuerschätzer Boysen-Hogrefe.



LOTTERIE AM ERTRAGREICHSTEN

Ertragreichste staatliche Einnahmequelle beim Glücksspiel ist die Lotteriesteuer. Hier kamen 2023 rund 1,77 Milliarden Euro zusammen, was einem Anteil von 71 Prozent an den Steuereinnahmen aus Glücksspiel insgesamt entspricht. Damit wuchsen die Einnahmen aus der Lotteriesteuer um 5,8 Prozent zum vorherigen Jahr, im Zehnjahresvergleich sogar um 22,3 Prozent.

Weniger Steuereinnahmen als im Jahr zuvor wurden durch Sportwetten erzielt. Mit 409 Millionen Euro lagen sie zwar um 5,2 Prozent niedriger als 2022, aber mehr als doppelt so hoch wie zehn Jahre zuvor (+116,8 Prozent).

Den deutlichsten Rückgang der Steuereinnahmen binnen eines Jahres gab es bei der virtuellen Automatensteuer: Rund 264 Millionen Euro nahmen die öffentlichen Kassen damit 2023 ein, was einem Minus von 38,5 Prozent entspricht. Die Einnahmen aus Online-Poker gingen um 7,5 Prozent auf 30 Millionen Euro zurück. Virtuelles Automatenspiel und Online-Poker werden seit dem 1. Juli 2021 besteuert. "Damals trat der Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland in Kraft", erklärte das Bundesamt.

Das Lotterierecht - und damit auch die Rennwett- und Lotteriesteuer - ist in Deutschland Ländersache. Die Einnahmen stehen damit den Bundesländern zu. Den größten Anteil an den Einnahmen erzielte 2023 mit 22 Prozent das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen (535 Millionen Euro). Auf den Plätzen dahinter folgten Bayern mit 14 Prozent (350 Millionen Euro) und Baden-Württemberg mit zwölf Prozent (300 Millionen Euro).

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.