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26.09.2024 /13:51:26
FOKUS 2-SNB senkt Leitzins erneut und signalisiert weitere Lockerung

(neu: SNB-Präsident und -Vizepräsident, Ökonomen, Franken)

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Zentralbank senkt Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,0 Prozent



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Neuer Chef: Weitere Senkung im Dezember nicht unwahrscheinlich



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Notenbank nimmt Inflationsprognosen 2025 und 2026 kräftig zurück



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Franken legt zum Euro vorübergehend zu

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Die geldpolitische Lagebeurteilung im Wortlaut
 
Zürich, 26. Sep (Reuters) - Die Schweizerische
Nationalbank (SNB) hat den Leitzins zum dritten Mal in Folge
gesenkt und die Tür für eine weitere geldpolitische Lockerung
weit aufgestoßen. "Der Inflationsdruck in der Schweiz ist
gegenüber dem Vorquartal nochmals deutlich zurückgegangen",
sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag. "In den
nächsten Quartalen können weitere Zinssenkungen erforderlich
werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu
gewährleisten." Die Zentralbank senkte bei ihrer
vierteljährlichen Zinssitzung ihren Leitsatz wie von Ökonomen
erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent.

"Dies ist der stärkste Hinweis auf künftige geldpolitische Entscheidungen, den die SNB in den letzten Jahren gegeben hat, und ein Bruch mit früheren Kommunikationsmustern", erklärte Karsten Junius, Chefökonom bei der Bank J.Safra Sarasin. "Wir rechnen mit weiteren Zinssenkungen der SNB um 25 Basispunkte im Dezember und März." Auch ING-Volkswirtin Charlotte de Montpellier sieht starke Indizien: "Die SNB macht nicht nur sehr deutlich, dass weitere Zinssenkungen notwendig sein könnten, sondern sie hat auch ihre Inflationsprognosen sehr stark nach unten korrigiert, und zwar viel stärker als erwartet." Sie erwartet eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember.

Unüblich klar signalisiert auch der künftige Mann an der SNB-Spitze einen erneuten Zinsschritt: "Es ist wichtig zu wissen, dass wir keine Forward Guidance geben und keine Verpflichtungen im Voraus eingehen", sagte Vizepräsident Martin Schlegel. "Aber wenn man sich die gegenwärtigen monetären Bedingungen und die derzeitige Situation ansieht, ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir die Zinsen im Dezember ebenfalls senken werden." Schlegel übernimmt am 1. Oktober das Präsidium des dreiköpfigen SNB-Direktoriums. Jordan tritt Ende September nach über zwölf Jahren an der Spitze der Zentralbank ab.

Der Franken stieg nach dem Zinsbeschluss und den Äußerungen der SNB kurzfristig, kehrte aber rasch wieder auf das Vortagesniveau zurück: Die Hauptexportwährung Euro <EURCHF=> war vorübergehend für 0,9438 Franken zu haben und kostete zuletzt 0,9455 Franken.

INFLATION GEHT RASCHER ALS ERWARTET ZURÜCK - KEINE DEFLATION

Die SNB senkte die für ihre Zinsentscheidung maßgebliche Inflationsprognose für die kommenden Jahre nochmals kräftig: Sie rechnet 2025 noch mit 0,6 (bislang: 1,1) Prozent Jahresteuerung und 2026 mit 0,7 (bislang: 1,0) Prozent. Dieses Jahr dürften die Verbraucherpreise um 1,2 (bislang: 1,3) Prozent anziehen. Deflationsgefahr droht aus Sicht der Notenbank nicht. "Wenn man sich unsere Inflationsprognose ansieht, liegt diese immer noch im Bereich der Preisstabilität", sagte Jordan. "Ich kann keinerlei Risiko einer baldigen Deflation erkennen." Die SNB peilt für Preisstabilität null bis zwei Prozent Inflation an. Die Inflation in der Schweiz gehört zu den niedrigsten unter den großen Volkswirtschaften - im August waren es 1,1 Prozent.

Die Schweizer Währungshüter waren im März bei der Zinswende überraschend vorgeprescht. Die Europäische Zentralbank (EZB) vollzog dann Anfang Juni den Schwenk, legte Mitte September nach und hält sich zum weiteren Zinskurs bedeckt. Die US-Notenbank Fed läutete die Zinswende erst vergangene Woche ein - mit einem ungewöhnlich großen Schritt - und stellte eine weitere geldpolitische Lockerung in Aussicht.

Das SNB-Direktorium entscheidet in der Regel viermal jährlich über die Zinsen: Die nächste Lagebeurteilung ist für den 12. Dezember anberaumt.

(Bericht von Paul Arnold und John Revill, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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