Frankfurt, 13. Nov (Reuters) - Die deutsche Chemieindustrie hat die Hoffnung auf eine Belebung in diesem Jahr aufgegeben. "Unsere Industrie befindet sich in einer schweren Rezession. Die Nachfrage nach chemischen Produkten sinkt weiter, auch das Pharmageschäft schwächelt", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Wolfgang Große Entrup, am Mittwoch. "Die Auslastung in unseren Betrieben hangelt sich von Tiefpunkt zu Tiefpunkt." Seine Prognose für dieses Jahr senkte der VCI deutlich und erwartet nun einen Rückgang des Branchenumsatzes um zwei Prozent. Die Produktion dürfte nur noch um zwei Prozent zulegen. Bislang waren ein Umsatzwachstum von 1,5 Prozent und ein Produktionsplus von 3,5 Prozent erwartet worden.
Doch die erhoffte Erholung der Chemienachfrage sowohl in Deutschland als auch im Ausland blieb nach Angaben des Verbands aus. Zudem hätten schwache Pharmageschäfte im Ausland belastet. Der Ausblick auf die kommenden Monate biete wenig Hoffnung. Im dritten Quartal legte die Produktion in der Chemie- und Pharmaindustrie zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,1 Prozent zu - zum Vorquartal ging sie allerdings um 2,7 Prozent zurück. Der Branchenumsatz sank binnen Jahresfrist um 1,8 Prozent, bei den Erzeugerpreisen stand ein Minus von 0,3 Prozent zu Buche.
"Wir haben große strukturelle Probleme in Deutschland, die für unsere Industrie und unser Land immer mehr zur Last werden", sagte Große Entrup. "Unsere Industrie braucht daher zeitnah niedrige Energiepreise, ein wettbewerbsfähiges Steuersystem, schnellere Genehmigungen, sowie weniger Bürokratie und Regulierung aus Brüssel." Der Auftrieb, den viele Unternehmen noch in der ersten Jahreshälfte verspürt hätten, sei zum Erliegen gekommen. Die schlechte Geschäftslage in der Chemieindustrie zeige sich dort bereits in rückläufigen Beschäftigtenzahlen. Aufgrund von Zuwächsen in der Pharmabranche bleibe die Zahl mit rund 479.500 Beschäftigten aber auf einem stabilen Niveau.
(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)