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Daum: Branchenkonsolidierung in Europa abgeschlossen |
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Scheidender Chef: In diesem Jahr 6000 E-Lkw und -Busse |
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Daum: Gewinn ist wichtiger als Umsatzrendite |
(neu: Branchenkonsolidierung, Tesla, Elektro-Lkw) |
München, 02. Okt (Reuters) - Der scheidende |
Vorstandschef von Daimler Truck <DTGGe.DE> hält die |
Konsolidierung der Lkw-Industrie in Europa für praktisch |
abgeschlossen. Bei Fusionen der vier Branchenriesen Daimler |
Truck, Volvo, Paccar <PCAR.O> (DAF) und Traton <8TRA.DE> |
(MAN, Scania) "wird keine Kartellbehörde mitspielen", sagte |
Martin Daum am Dienstagabend im Münchner Club Wirtschaftspresse. |
"Wir wären die einzigen, die noch mit Iveco fusionieren |
könnten - aber das macht keinen Sinn." Die Italiener seien im |
Billigsegment tätig und betrieben viele Randgeschäfte. Bei der |
angedachten Fusion der japanischen Daimler-Truck-Tochter Fuso |
mit dem Rivalen Hino gehe es darum, sich in Südostasien |
zu behaupten. Das südliche Afrika werde von China-Lkw dominiert. |
"Die Chinesen werden irgendwann nach Europa expandieren wollen. |
Man darf sie nicht belächeln." |
Vor dem US-Elektroautobauer Tesla <TSLA.O>, der mit |
seinem "Tesla Semi" auch auf den Lkw-Markt expandieren will, hat |
Daum keine Angst. Mit seinem Messeauftritt auf der IAA |
Nutzfahrzeuge habe sich Tesla "selbst entzaubert", sagte er. Das |
Ziel von Elon Musk, bald 50.000 Tesla Semi pro Jahr zu |
verkaufen, sei schon deshalb illusorisch, weil es auf dem Markt |
nicht genügend Lkw-Reifen dafür gäbe. |
Der 64-jährige Daum war als Vorstandschef zum 1. Oktober |
von der früheren Scania-Managerin Karin Radström abgelöst |
worden, gehört aber dem Vorstand noch bis zum Jahresende an, ehe |
er in den Ruhestand geht. Im Sommer hatte er das Ertragsziel für |
2024 zurücknehmen müssen - auch weil Daimler Truck sein |
China-Geschäft wegen des darniederliegenden Marktes |
abgeschrieben hat. Der Umsatz soll mit 53 bis 55 (2023: 55,9) |
Milliarden Euro zwei Milliarden geringer ausfallen als geplant. |
Die Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) soll auf |
8,0 bis 9,5 Prozent sinken. |
Daum bekräftigte das Ziel, den Absatz von Bussen und Lkw |
mit Elektroantrieb in diesem Jahr auf 6000 (2023: 3400) zu |
steigern - das ist allerdings erst gut ein Prozent des gesamten |
Absatzes. Entscheidend für die Durchsetzung von |
Elektrofahrzeugen sei das Ladesäulennetz: "Überall, wo heute ein |
Lkw steht, muss eine Ladesäule hin." Europa hinke mit dem Ausbau |
weit hinterher. |
Von einer raschen Erholung des chinesischen Marktes geht |
Daum nicht aus - "nicht dieses und nicht nächstes Jahr". China |
sei in einer tiefen Krise. Zudem setze das Land zurzeit wegen |
des billigen Erdgases aus Russland auf gasbetriebene Lkw, die 70 |
bis 80 Prozent des Marktes ausmachten. Auch in Deutschland, dem |
größten Lkw-Markt in Europa, sei "noch kein Licht am Ende des |
Tunnels". |
Die Diskussion über höhere Renditen bei Daimler Truck |
hält Daum für verfehlt: "Die reine Fokussierung auf |
Umsatzrenditen ist falsch. Für mich ist der absolute Profit |
wichtiger." Aufsichtsratschef Joe Kaeser hatte gefordert, bei |
der Rendite zu Rivalen wie Paccar <PCAR.O> und Volvo |
aufzuschließen, die auf Margen von 14 bis 15 Prozent kommen. Das |
sei eher "ein Gedankenexperiment", sagte Daum. Bei Daimler Truck |
lag die bereinigte operative Umsatzrendite im vergangenen Jahr |
bei 9,9 Prozent, offizielles Ziel bis 2030 sind mehr als zwölf |
Prozent. |
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)