(Wiederholung vom Vorabend) |
München, 10. Jun (Reuters) - Der angeschlagene Münchner |
Agrarkonzern BayWa <BYWGnx.DE> wird seine zweite große |
Auslandsbeteiligung los. Der Rotterdamer Getreidehändler Cefetra |
geht an den niederländischen Multi-Unternehmer Peter Goedvolk |
und seine Unternehmensgruppe First Dutch, wie die BayWa am |
Dienstagabend mitteilte. Der Münchner Konzern bekommt dafür 125 |
Millionen Euro in bar und weitere 61 Millionen Euro durch die |
Tilgung eines Gesellschafterdarlehens. Wichtiger für das |
hochverschuldete Unternehmen ist aber die Senkung der |
Schuldenlast um rund eine weitere halbe Milliarde Euro. Die |
Nachrichtenagentur Reuters hatte im Mai berichtet, dass der |
Verkauf von Cefetra auf der Zielgeraden sei und die BayWa zwei |
Bieter in die engere Wahl genommen habe. |
Die BayWa hatte sich 2012 an Cefetra beteiligt und damals 125 Millionen Euro dafür bezahlt. Eigentlich wollte sie damit ihr angestammtes Geschäft mit dem von Landwirten angelieferten Getreide internationalisieren. Doch Synergieeffekte blieben aus. "Der Verkauf ist ein richtiger Schritt bei der Fokussierung hin zu den Geschäftsfeldern, die den Kern der BayWa ausmachen", sagte Vorstandschef Frank Hiller.
Cefetra gehört zu den Auslandsbeteiligungen, die die BayWa in den vergangenen 15 Jahren zusammengekauft hatte und die sie nun loswerden will, um ihren Schuldenberg von mehr als fünf Milliarden auf rund eine Milliarde Euro zu drücken. Die Beteiligung an der österreichischen Schwestergesellschafft Raiffeisen Ware Austria (RWA) hatte sie bereits verkauft. Nun stehen unter anderem noch der neuseeländische Obsthändler T&G Global (Turners & Growers) und die Erneuerbare-Energien-Tochter BayWa r.e. auf der Verkaufsliste. Die BayWa will sich für die Sanierung bis 2028 Zeit nehmen. Dann soll sie sich auf das Kerngeschäft mit der deutschen Land- und Bauwirtschaft konzentrieren.
First Dutch ist ein vom Rotterdamer Hafen aus gesteuerter Konzern, der sich unter anderem im Energie-, Gesundheits- und Technologiesektor kümmert. Die Beteiligungen von First Dutch erwirtschaften mit 3000 Mitarbeitern nach eigenen Angaben einen Umsatz von vier Milliarden Euro. Goedvolk bezeichnet seine Firma als "Global Player in den Rohstofflieferketten".
Die BayWa war im Sommer des vergangenen Jahres durch die steigenden Zinsen und die schlechte Ertragslage der BayWa r.e. abrupt in eine existenzbedrohende Liquiditätskrise geschlittert, aus der sie sich mit Hilfe ihrer beiden Großaktionäre aus dem Genossenschafts-Sektor zu befreien versucht. Der nächste Schritt ist eine bis zu 200 Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)