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Insider zu Reuters: Sechswöchtige erste Phase der Feuerpause
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Insider: Zunächst Freilassung von 33 Geiseln gegen Gefangene
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Zunächst keine offizielle Beestätigigung
(Neu: Erste Reaktionen, Einzelheiten zu Trump, weiterer Hintergrund, Abstimmung am Donnerstag)
- von Andrew | Mills und Nidal al-Mughrabi und Maayan Lubell |
Doha/Jerusalem/Washington, 15. Jan (Reuters) - Nach 15 | |
Monaten Krieg haben Israel und die radikal-islamische | |
Hamas-Miliz nach Angaben eines Insiders eine Einigung über eine | |
Feuerpause und die Rückkehr von Geiseln erzielt. Dies erfuhr die | |
Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch von einer mit dem Vorgang | |
vertrauten Person. Die Vermittlungsgespräche in Katar seien | |
abgeschlossen. Der designierte US-Präsident Donald Trump | |
erklärte, es sei ein Abkommen zu Geiseln in Nahost erzielt | |
worden. Eine offizielle Stellungnahme der Konfliktparteien oder | |
der Vermittler lag zunächst nicht vor. Der Vermittler Katar | |
hatte im Laufe des Tages für den Abend eine Pressekonferenz | |
angesetzt. |
Zuerst hatte das Medium Axios unter Berufung auf US-Kreise von einer Einigung berichtet. Die weiteren Schritte waren zunächst unklar, einschließlich wann das Abkommen in Kraft treten sollte. Trump schrieb auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social zu den Geiseln: "Sie werden bald freikommen." Israels Außenminister Gideon Saar kündigte einen Abbruch seiner Europareise und eine Rückkehr nach Israel in der Nacht an, um an einem Treffen des Sicherheitskabinetts teilzunehmen. Aus israelischen Regierungskreisen verlautete am Mittwochabend, das Kabinett werde wohl der Vorlage zustimmen. Hardliner in der israelischen Regierung haben sich im Vorfeld gegen die sich abzeichnende Vereinbarung gestellt.
INSIDER: ZUNÄCHST KOMMEN 33 GEISELN FREI |
Den zunächst vorliegenden Informationen zufolge sieht |
die Vereinbarung eine anfängliche sechswöchige Waffenruhe vor. |
Das israelische Militär solle sich schrittweise aus dem |
Gazastreifen zurückziehen. Die Hamas werde zunächst 33 |
israelische Geiseln freilassen. Darunter seien alle |
festgehaltenen Frauen - Zivilistinnen und Soldatinnen - Kinder |
und Männer über 50. Israel werde für jede zivile Geisel 30 |
palästinensische Gefangene aus israelischer Haft entlassen. Für |
jede israelische Soldatin, die in der Gewalt der Hamas sei, |
würden 50 palästinensische Gefangene freikommen. Insgesamt |
halten die Extremisten rund 100 Geiseln im Gazastreifen fest. |
Verhandlungen über eine zweite Phase der Vereinbarung zu Waffenruhe und Geiseln würden am 16. Tag der ersten Phase aufgenommen, hieß es weiter. Es sei zu erwarten, dass dann alle verbliebenen Geiseln freikämen, darunter auch israelische Soldaten - auch Soldatinnen sollten in der ersten Phase freigelassen werden. Auch ein dauerhafter Waffenstillstand und der komplette Abzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen würden dann voraussichtlich vereinbart. In einer dritten Phase sollten alle sterblichen Überreste übergeben und der Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Palästinenser-Gebiets begonnen werden.
TRUMP: GAZASTREIFEN WIRD KEIN SICHERER HAFEN FÜR TERRORISTEN |
In einer ersten Reaktion sprach der türkische |
Außenminister Hakan Fidan von einem wichtigen Schritt für die |
Stabilität in der Region. Die Bemühungen seines Landes um eine |
Zwei-Staaten-Lösung würden weitergehen, sagte Fidan vor der |
Presse in Ankara. Trump erklärte später, er werde mit Israel |
zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass der Gazastreifen |
niemals ein sicherer Hafen für Terroristen werde. Der |
Republikaner soll am Montag vereidigt werden. Experten erwarten |
eine stärker pro-israelische Politik der neuen Regierung in |
Washington. |
Auch die langfristige Entwicklung im Nahost-Konflikt |
blieb zunächst unklar. Die israelische Regierungskoalition von |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnt einen eigenen |
Palästinenserstaat aus Gazastreifen und Westjordanland strikt |
ab. Vielmehr hat sie während des Krieges gegen die Hamas den Bau |
israelischer Siedlungen im von Israel besetzten Westjordanland |
vorangetrieben. Dieser seit Jahren betriebene Siedlungsbau wird |
von den Vereinten Nationen verurteilt, ist international nicht |
anerkannt und verstößt gegen das Völkerrecht. |
Die Einigung wurde nach langen Verhandlungen unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens erzielt. Zuletzt wurde Trumps bevorstehender Amtsantritt am 20. Januar als Frist für eine Vereinbarung gesehen. Der Republikaner hatte mit schweren Konsequenzen gedroht, wenn die Geiseln nicht vorher freigelassen werden. Der Krieg begann mit dem Überraschungsangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und mehr als 250 Geiseln verschleppt. In der Folge drang Israels Militär in den Gazastreifen ein. Dabei wurden palästinensischen Gesundheitsbehörden zufolge inzwischen mehr als 46.000 Menschen getötet.
(Weitere Bereichterstattung Susan Heavey, Andrew Mills und James Mackenzie Geschrieben von Scot W. Stevenson und Sabine Ehrhardt, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)