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04.10.2024 /15:22:54
FOKUS 1-US-Jobmotor brummt - Weiterer Jumbo-Zinsschritt eher unwahrscheinlich

(Details, Ökonomen, Hintergrund)

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254.000 neue Stellen im September

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Experten hatten nur 140.000 auf dem Zettel

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Ökonom: Fed muss nicht mit großen Zinsschritten voraneilen
 
Washington/Berlin, 04. Okt (Reuters) - Der
US-Arbeitsmarkt erweist sich als überraschend robust und dämpft
Erwartungen an kräftige Zinsschritte der Notenbank Fed. Im
September kamen 254.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft
hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht der
Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit
140.000 gerechnet, nach revidiert 159.000 (ursprünglich 142.000)
im Vormonat. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank im
September leicht auf 4,1 Prozent. Viele Händler zogen aus den
Daten den Schluss, dass es die Federal Reserve nach der
XL-Zinswende nun etwas ruhiger angehen lassen kann.

An den Terminmärkten werden kleinere Schritte von jeweils einem Viertelprozentpunkt für die Zinssitzungen im November und Dezember für wahrscheinlich gehalten. Vor den Jobdaten war zumindest ein größerer Schritt nach unten eingepreist worden. "Demnach scheint die Frage "Gibt es im Jahresschluss noch einen weiteren 'Jumbo Rate Cut' von 50 Basispunkten?" bereits vor den Inflationszahlen aus den USA kommenden Donnerstag beantwortet", meint Jens Klatt, Marktanalyst beim Online-Broker XTB. Die Sorgen der Fed zum Arbeitsmarkt seien wohl etwas übertrieben gewesen, so Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: "Sie muss deshalb nicht mit großen Zinsschritten voraneilen."

Die Zentralbank in Washington hat auf der jüngsten Sitzung die Zinswende vollzogen und den Schlüsselsatz um einen halben Prozentpunkt auf 4,75 bis 5,0 Prozent gesenkt. Fed-Chef Jerome Powell rechnet in diesem Jahr noch mit zwei weiteren Senkungen um insgesamt einen halben Prozentpunkt, falls sich die Wirtschaft wie erwartet entwickeln sollte.

Ein Stellenzuwachs von rund 100.000 im Monat gilt als ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen. Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank verweist darauf, dass angesichts widriger Begleitumstände im September eigentlich ein eher niedriges Jobplus zu erwarten gewesen wäre: "Hafenarbeiter streikten entlang der Ostküste, gleichzeitig verwüstete Hurrikan Helene ganze Regionen ? mit negativen Auswirkungen auf die Schaffung neuer Jobs. Umso mehr überrascht nun der Arbeitsmarkt mit einem Stellenplus von deutlich über 200.000."

"ÄUSSERST ROBUSTE LOHNENTWICKLUNG"

Die Notenbank, die für stabile Preise sorgen und Vollbeschäftigung fördern soll, achtet sehr stark auf die Jobdaten. Mit Blick auf den Inflationsdruck beobachtet sie auch das Lohnwachstum genau. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im September zum Vormonat um 0,4 Prozent zu, nach revidiert 0,5 Prozent im August. Zum Vorjahresmonat ergab sich ein Zuwachs von 4,0 Prozent, nach 3,9 Prozent im August. Experten hatten lediglich eine Jahresrate von 3,8 Prozent erwartet. Helaba-Experte Ralf Umlauf findet die US-Lohnentwicklung "äußerst robust". Die ambitionierten Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed seien auch angesichts dieser Zahlen deutlich zurückgedrängt worden.

Der Arbeitmarkt-Bericht kam bei den Börsenanlegern gut an. Der Dax <.GDAXI> und der EuroStoxx50 <.STOXX50E> bauten nach der Veröffentlichung ihre Gewinne aus und gewannen jeweils rund ein Prozent. Zuvor lagen sie nur leicht im Plus. Auch der Dollar-Index rückte um ein halbes Prozent vor. Aus den Depots flog dagegen Gold <XAU=> und auch der Euro <EUR=>. Beide verloren jeweils rund ein halbes Prozent. Die Investoren trennten sich auch von Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds stieg im Gegenzug zum fallenden Kurs auf 3,944 von rund 3,870 Prozent.



(Bericht vom Reuters-Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker, Zuzanna Szyma?ska, redigiert von Christian Rüttger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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