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26.09.2024 /15:14:59
TOP-THEMA-Israel lehnt Waffenruhe mit Hisbollah ab - "Kämpfen bis zum Sieg"

(Weitgehend neu)

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Vorbereitungen auf Bodenoffensive in Südlibanon verstärkt

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USA und Frankreich fordern 21-tägige Feuerpause

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Netanjahu reist zu Vereinten Nationen nach New York
 
- von Timour Azhari und James Mackenzie
Jerusalem/Beirut/New York, 26. Sep (Reuters) - Israel
lehnt Vorschläge für eine Waffenruhe mit der radikal-islamischen
Hisbollah ab und bereitet eine Bodenoffensive im Südlibanon vor.
"Es wird keine Waffenruhe im Norden geben", erklärte
Außenminister Israel Katz am Donnerstag auf der Plattform X und
reagierte damit auf eine entsprechende Forderung der USA und
Frankreichs. "Wir werden mit aller Kraft gegen die
terroristische Organisation Hisbollah kämpfen, bis zum Sieg und
bis die Bewohner des Nordens sicher in ihre Heime zurückkehren
können."

Das israelische Militär führte eigenen Angaben zufolge unterdessen direkt an der libanesischen Grenze ein Manöver durch. Nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt sei dabei ein Einsatz auf libanesischem Staatsgebiet simuliert worden, teilte die Armee mit. Am Mittwoch hatte der Armeechef die Truppen angewiesen, sich auf eine Bodenoffensive vorzubereiten. Das Militär meldete zudem, es fliege gezielte Luftangriffe in der libanesischen Hauptstadt Beirut. In den südlichen Vororten, einer Hochburg der Hisbollah, war eine Explosion zu hören, Rauch stieg auf. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor.

Die USA und Frankreich riefen zu einer 21-tägigen Unterbrechung der Kämpfe auf, um Zeit für eine diplomatische Lösung zu gewinnen. Der Vorstoß wird von zahlreichen anderen Ländern unterstützt, darunter auch die G7 und die EU. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wollte im Lauf des Tages vor der UN-Generalversammlung in New York sprechen, wo die diplomatischen Bemühungen um eine Feuerpause heißliefen. Eine Waffenruhe würde für die "Blaue Linie" zwischen Israel und dem Libanon gelten und es den Parteien ermöglichen, über eine generelle diplomatische Lösung des Konflikts zu verhandeln, sagte ein hochrangiger US-Beamter.

"DIE WELT ÄUSSERT SICH DEUTLICH"

US-Außenminister Antony Blinken verwies darauf, dass eine Vielzahl von Staaten ein Ende der Feindseligkeiten zwischen Israel und der Hisbollah entlang der Grenze zum Libanon fordere. Blinken nannte in einem Interview mit dem US-Sender MSNBC führende arabische Staaten, die G7 und die Europäische Union. "Die Welt äußert sich deutlich. Nahezu alle wichtigen Länder in Europa und in der Region sprechen sich für den Waffenstillstand aus", sagte Blinken. Er werde noch im Lauf des Tages bei den Vereinten Nationen in New York mit israelischen Regierungsvertretern zusammenkommen.

US-Präsident Joe Biden und der französische Staatschef Emmanuel Macron betonten die Dringlichkeit einer Einigung. "Wir rufen zu breiter Unterstützung und sofortiger Zustimmung der Regierungen Israels und des Libanon auf", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Der von den USA und Frankreich ausgehandelte Vorschlag werde auch von Australien, Kanada, Deutschland, Italien, Japan, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar unterstützt.

Israel hat es zur Priorität gemacht, seine nördliche Grenze zu sichern und die Rückkehr von etwa 70.000 vertriebenen Bewohnern zu ermöglichen. Die Menschen waren aus dem Gebiet evakuiert worden, weil sie seit Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der palästinensischen Hamas im Gazastreifen vor knapp einem Jahr fast täglichem Raketenbeschuss der Hisbollah ausgesetzt waren. Mittlerweile hat das israelische Militär seinen Fokus vom Gazastreifen an die Nordgrenze zum Libanon verschoben.

RUND 75 ZIELE IM LIBANON ANGEGRIFFEN

Bei israelischen Luftangriffen wurden in der Nacht zum Donnerstag nach Angaben des Militärs rund 75 Ziele der Hisbollah im Bekaa-Tal und im Süden des Libanon getroffen. Zu den Zielen gehörten Waffenlager und einsatzbereite Abschussvorrichtungen, wie die israelische Armee mitteilte. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden dabei mindestens 26 Menschen getötet. Zudem griffen israelische Kampfjets Infrastruktur an der libanesisch-syrischen Grenze an, um den Waffentransfer von Syrien an die Hisbollah im Libanon zu unterbinden, wie das israelische Militär mitteilt. "Die Hisbollah verwendet diese Kriegsmittel gegen die Bürger des Staates Israel", hieß es in einer Erklärung des Militärs.

Israelische Luftangriffe in dieser Woche haben Hisbollah-Anführer ins Visier genommen und Hunderte Orte tief im Libanon getroffen. Auf libanesischer Seite haben Hunderttausende die Grenzregion verlassen. Die Hisbollah ihrerseits feuert permanent Raketen auf Israel. Die Extremistenorganisation musste in jüngster Zeit aber empfindliche Rückschläge hinnehmen. So detonierten vergangene Woche Tausende Pager und Funkgeräte, viele im Besitz von Hisbollah-Kämpfern. Dabei wurden 39 Menschen getötet und fast 3000 verletzt. Israel hat eine Verantwortung dafür weder bestätigt noch dementiert. Libanesische Krankenhäuser haben sich seit Montag nach israelischen Bombenangriffen mit Verletzten gefüllt, 550 Menschen starben - so viele wie noch nie an einem Tag seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1990.

(Mitarbeit: Michelle Nichols und Humeyra Pamuk bei den Vereinten Nationen, Ari Rabinovitch in Jerusalem und Gabriella Borter sowie Kanishka Singh in Washington. Geschrieben von Alexander Ratz. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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