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13.09.2024 /15:08:07
FOKUS 3-Mutmaßlicher syrischer Islamist wegen Anschlagsverdachts in Bayern verhaftet

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Ermittler: Flüchtling wollte mit Macheten Soldaten töten



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Syrer soll schwere staatsgefährdende Gewalttat geplant haben



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Bayerns Innenminister: Anlass war ein Zeugenhinweis



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Innenminister Herrmann: Behörden handeln bei Verdacht sofort





(Neu: Bayerns Innenminister, Landrat aus Hof, mehr Hintergrund)
München, 13. Sep (Reuters) - In Bayern ist ein
mutmaßlicher Islamist aus Syrien unter dem Verdacht eines
geplanten Anschlags auf Bundeswehrsoldaten verhaftet worden. Der
27-Jährige habe mit zwei 40 Zentimeter langen Macheten im
Zentrum der nordbayerischen Stadt Hof "insbesondere Soldaten der
Bundeswehr" töten wollen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft
München am Freitag mit. Der Mann habe Soldaten, die in der
Innenstadt ihre Mittagspause verbrächten, angreifen und
möglichst viele von ihnen umbringen wollen. Vor drei Wochen
hatte ein Messeranschlag in Solingen eine neue Debatte über die
Migrationspolitik ausgelöst und die Ampel-Koalition zu einem
schärferen Vorgehen bewogen. Der mutmaßliche Täter kommt
ebenfalls aus Syrien.
Nach Angaben der Münchner Ermittler wurde der nun
beschuldigte Flüchtling am Donnerstag in der Region Hof
festgenommen und sitzt seit Freitag auf Beschluss des
zuständigen Amtsgerichts in Untersuchungshaft. Ihm werde die
Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat
vorgeworfen. Er habe als mutmaßlicher Anhänger einer
radikal-islamischen Ideologie Aufsehen erregen und in der
Bevölkerung ein Gefühl der Verunsicherung hervorrufen wollen.
"Anlass war ein Zeugenhinweis aus dem Umfeld des
Beschuldigten", sagte der bayerische Innenminister Joachim
Herrmann (CSU) in München zu der Festnahme. "Wie glaubwürdig der
Zeuge ist, welche weiteren Beweismittel vorgelegt werden können,
das muss jetzt alles eben erst ermittelt werden." Der Fall
zeige, dass die bayerischen Ermittlungsbehörden bei Verdacht
sofort handelten. Denn der Schutz der Bevölkerung stehe an
oberster Stelle. Neben den Strafverfolgern werde auch die
zuständige Ausländerbehörde Maßnahmen prüfen und einleiten.
 
Zur allgemeinen Gefährdungslage sagte Herrmann, die
Behörden hätten im übrigen keine konkreten Hinweise auf
irgendwelche geplanten Straftaten. "Aber wir wissen, dass ja
insgesamt schon auch seit dem Überfall der Hamas auf Israel
insgesamt in ganz Europa die Gefahr von islamistischen
Anschlägen noch einmal gewachsen ist." Er verwies darauf, dass
beim Oktoberfest, das am 21. September beginnt, in diesem Jahr
besonders strenge Zugangskontrollen stattfinden.

Der Beschuldigte sei am 17. Oktober 2014 als Flüchtling erstmals nach Deutschland eingereist, erklärte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. Der Syrer besitze eine Aufenthaltserlaubnis aufgrund subsidiären Schutzes, die derzeit bis zum 11. Dezember 2025 gültig sei. Der Landrat von Hof, Oliver Bär, erklärte, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) habe dem Mann 2015 den Flüchtlingsstatus zuerkannt. Er habe sich eine Wohnung im Landkreis Hof gemietet.

Die Generalstaatsanwaltschaft teilte mit, der Beschuldigte habe keine Vorstrafen. Eine Abschiebung durch die zuständige Ausländerbehörde sei nicht geplant gewesen. Landrat Bär hingegen erklärte, nach Erkenntnissen seiner Behörde sei der Beschuldigte bereits zuvor straffällig geworden und inhaftiert gewesen. Herrmann sagte, der Beschuldigte solle in den vergangenen Jahren Drogen konsumiert haben. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft gibt es derzeit keine weiteren Beschuldigten.

In Solingen hatte ein Angreifer bei einem Stadtfest am
23. August drei Menschen erstochen, mutmaßlicher Täter ist ein
26-jähriger Syrer. Der Mann hatte Verbindungen zu muslimischen
Extremisten. Nach den Dublin-Regelungen der Europäischen Union
war er ausreisepflichtig. Er hatte in Bulgarien erstmals
EU-Gebiet betreten und hätte dort sein Asylverfahren durchlaufen
müssen. Bulgarien war bereit, den Mann zurückzunehmen. Die
Rückführung scheiterte an Versäumnissen deutscher Behörden.

(Bericht von Jörn Poltz, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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