Madrid, 22. Jan (Reuters) - Spaniens Regierungschef Pedro Sanchez hat Kritik des neuen US-Präsidenten Donald Trump an seinem Land wegen zu geringer Verteidigungsausgaben innerhalb der Nato zurückgewiesen. Spanien sei "ein verlässlicher Partner", sagte Sanchez am Mittwoch dem US-Sender CNBC am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Sanchez verwies dabei auf die Beteiligung der spanischen Armee an Nato-Einsätzen, die "weit über dem Durchschnitt" lägen. "Wir sind ein verlässlicher Partner, und ich denke, man muss umfassender betrachten, ob ein Land sich für die Sicherheit der Nato-Verbündeten einsetzt oder nicht."
Trump hatte Spaniens Nato-Beiträge am Montag als "sehr niedrig" bezeichnet. Tatsächlich liegt das Land mit Verteidigungsausgaben von derzeit geschätzten 1,28 Prozent der Wirtschaftsleistung unter den 32 Nato-Partnern an letzter Stelle. Die USA wendeten im vergangenen Jahr vergleichsweise 3,38 Prozent ihres BIP für Verteidigung auf, wie aus vorläufigen Nato-Zahlen hervorgeht. Ziel des transatlantischen Bündnisses sind derzeit zwei Prozent, wobei Forderungen nach einer höheren Marke wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine immer lauter werden. Deutschland hat 2024 nach offiziellen Angaben das Zwei-Prozent-Ziel erstmals seit langem wieder erreicht.
Sanchez verwies darauf, dass Spanien in den vergangenen zehn Jahren seine Verteidigungsausgaben um 70 Prozent erhöht habe. Die Investitionen in neue Ausrüstung lägen zudem mit 30 Prozent über den von der Nato geforderten 20 Prozent. Spanien gab im Jahr 2024 nach Nato-Angaben 22,27 Milliarden Dollar für Verteidigung aus und lag damit innerhalb der Allianz in absoluten Zahlen an zehnter Stelle. Bei ihrem Gipfel in Den Haag im Sommer wollen die Nato-Mitglieder über eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben beraten. Trump hatte zuletzt eine Marke von fünf Prozent der Wirtschaftsleistung als Ziel genannt.
Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk begrüßte die Forderung Trumps. "Wir sollten nicht irritiert sein", sagte Tusk als amtierender EU-Ratspräsident am Mittwoch vor dem Europäischen Parlament. Die "Zeit der Bequemlichkeit" sei vorbei. Trump sei der Ansicht, Europa müsse mehr Verantwortung für seine eigene Sicherheit übernehmen. "Nur ein Verbündeter kann einem anderen Verbündeten wünschen, stärker zu werden. Das würde kein Gegner Europas sagen", sagte Tusk. Polen gibt als Nato-Mitglied den höchsten Anteil seines BIP für Verteidigung aus. Nach Nato-Schätzungen lag der Wert im vergangenen Jahr bei 4,1 Prozent.
(Bericht von Inti Landauro, Philip Blenkinsop Bearbeitet von Alexander Ratz Redigiert von Sabine Ehrhardt Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)