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17.07.2025 /10:30:00
Keine Trendwende in Sicht ? Auftragsmangel bremst Chemiebranche aus

Frankfurt, 17. Jul (Reuters) - Die deutsche Chemieindustrie hat ihre Hoffnungen auf eine Erholung im laufenden Jahr begraben. Für 2025 sei keine Trendwende mehr in Sicht, teilte der Branchenverband VCI am Donnerstag mit. Im ersten Halbjahr ging die Produktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent zurück, der Umsatz sank um 0,5 Prozent auf 107 Milliarden Euro. "Die Lage bleibt angespannt", sagte VCI-Präsident Markus Steilemann. Die Branche produziere rund 15 Prozent weniger als im Vorkrisenjahr 2018. Zwar sei die Zahl der rund 480.000 Beschäftigten bislang stabil, doch mehrere Unternehmen hätten bereits Anlagenschließungen und Stellenstreichungen angekündigt.

Seine Prognose für 2025 bekräftigte der VCI und rechnet weiter mit einer stagnierenden Produktion und einem Umsatzrückgang von einem Prozent. Als Hauptgrund für die trüben Aussichten nannte der Verband einen gravierenden Auftragsmangel. Gut 40 Prozent der Mitgliedsunternehmen klagten darüber. Die Auslastung der Produktionsanlagen liege mit 80 Prozent bereits das dritte Jahr in Folge unter der Rentabilitätsschwelle. Dabei zeigt sich ein geteiltes Bild: Während die Pharmasparte bei Produktion und Umsatz zulegte, musste die reine Chemie deutliche Rückgänge hinnehmen.

Damit zerschlugen sich die Hoffnungen aus dem Frühjahr. Zum Jahresauftakt hatte die Branche ihre Talfahrt noch gestoppt, als die Produktion im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal deutlich zugelegt hatte. Damals hatte der VCI seine Prognose einer Stagnation zwar beibehalten, aber die Hoffnung geäußert, die Lage könne sich bei einer Deeskalation im Zollkonflikt und einem Wachstumspaket der Regierung aufhellen.

Der VCI forderte die Politik erneut zum Handeln auf. "Der Standort Deutschland ist im internationalen Vergleich zu teuer", sagte Steilemann. Nötig seien ein konsequenter Bürokratieabbau, wettbewerbsfähige Energiepreise und bessere Investitionsbedingungen. Ein von der Regierungskoalition vorgelegtes Sofortprogramm sei ein erster wichtiger Schritt. Der Verband begrüßte das Ziel der Bundesregierung, Deutschland zum führenden Chemie- und Pharmastandort zu machen und bot die Zusammenarbeit an einem entsprechenden Masterplan an.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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