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15.10.2024 /10:00:00
Studie: Für Klimaneutralität 2045 muss Staat 760 Mrd Euro investieren

Berlin, 15. Okt (Reuters) - Der Weg zur Klimaneutralität wird den Staat einer Studie zufolge rund 760 Milliarden Euro kosten. Jährlich müsse die öffentliche Hand zwischen 2025 und 2045 im Schnitt rund 38 Milliarden Euro für Klima-Investitionen aufwenden, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Berechnung der Denkfabrik Agora-Energiewende. Dazu kämen weitere Beträge, etwa um soziale Härten abzufedern und private Investitionen zu fördern. Viele dieser Mehraufwendungen würden sich wie bei E-Autos über die Lebenszeit aber rechnen.

Drei Viertel der jährlich 147 Milliarden Euro an Investitionen würden ohnehin von der Privatwirtschaft geleistet, beispielsweise im Energiebereich. Dies werde dazu führen, dass trotz des nötigen Netzausbaus die Stromkosten zunächst stabil und später sinken würden. Durch den Ausbau der Erneuerbaren werde die Abhängigkeit von Energieimporten bis 2045 zudem um 85 Prozent sinken.

"Unser Zukunftsbild ist kein Selbstläufer", sagte Agora-Chef Simon Müller. Damit es Realität werde, brauche es entschiedene politische Instrumente. "Der Weg zur Klimaneutralität erfordert eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung, von der aber alle Teile der Gesellschaft profitieren werden."

Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Unter dem Strich sollen also keine Treibhausgase mehr ausgestoßen werden. Dabei ist einberechnet, dass der Atmosphäre etwa durch Moore und Aufforstung sogar Kohlendioxid entzogen wird. Bis 2030 hat sich Deutschland verpflichtet, 65 Prozent weniger CO2 auszustoßen als 1990. 2023 lag Deutschland bei einem Minus von rund 46 Prozent.

Die öffentlichen Hilfen sollten der Studie zufolge hauptsächlich in Investitions- und Betriebskostenzuschüsse fließen, etwa bei der Gebäudesanierung oder den Klimaverträgen mit der Industrie, um diese auf grüne Produktion umzustellen.

VERDOPPELUNG DES STROMVERBRAUCHS

Um Investitionen insgesamt auszulösen, sollte die Politik sich aber auch auf andere Instrumente konzentrieren: So nennt Agora vor allem einen Preis für den CO2-Ausstoß, um fossile Brennstoffe wie Erdgas zu verteuern und klimafreundliche Technologien zu unterstützen. Allerdings sollte auch die Marktregulierung, also das Verbot des Einsatzes klimaschädlicher Technik, eine Rolle spielen. Wichtig sei zudem eine nachhaltige Infrastruktur für Energie und Verkehr. Das beinhaltet ein angemessen ausgebautes Strom- und Gasnetz oder ein leistungsfähiges Bahnnetz.

Agora kalkuliert insgesamt vor allem mit dem Einsatz grünen Stroms in fast allen Bereichen. Der Stromverbrauch wird sich der Studie zufolge so bis 2045 mehr als verdoppeln. Wasserstoff werde in erster Linie in der Stahl- und Chemieindustrie zum Einsatz kommen. Der Bedarf werde überwiegend durch Importe gedeckt.

(Bericht von Markus Wacket, redigiert von Thomas Seythal. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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