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15.06.2025 /16:24:24
TOP-THEMA-Wieder wechselseitige Luftangriffe - Tote und Verletzte in Israel und Iran

(Neu: Merz, Trump, jüngste Entwicklung)

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Wohngebiet südlich von Tel Aviv getroffen

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Netanjahu: "Iran wird hohen Preis zahlen"

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Merz betont Recht Israels auf Selbstverteidigung
 
- von Parisa Hafezi und Maayan Lubell
Jerusalem/Dubai, 15. Jun (Reuters) - Israel und Iran
haben in der Nacht zum Sonntag neue Angriffe gegeneinander
gestartet. Dabei gab es zahlreiche Tote und Verletzte auf beiden
Seiten. In der israelischen Stadt Bat Jam südlich von Tel Aviv
wurden Wohnhäuser und mehrstöckige Gebäude getroffen, mindestens
zehn Menschen starben, darunter auch Kinder. Der Iran meldete
seit Freitag mindestens 138 Todesopfer durch israelische
Angriffe. Am Samstag seien 60 Menschen getötet worden, als eine
Rakete ein 14-stöckiges Wohnhaus in Teheran zum Einsturz
brachte. Die Hälfte der Opfer seien Kinder gewesen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte bei einem Besuch in Bat Jam: "Der Iran wird einen hohen Preis für die Ermordung von Zivilisten, Frauen und Kindern zahlen." Rettungsteams durchsuchten mit Spürhunden und schweren Baggern die Trümmer zerstörter Wohngebäude nach Überlebenden. Ein israelischer Militärvertreter erklärte, Israel habe über Nacht 80 Ziele angegriffen, darunter das Hauptquartier des iranischen Verteidigungsministeriums und Nuklearanlagen. Zu den Zielen am Samstagabend gehörten zwei Treibstoffanlagen mit "doppeltem Verwendungszweck". Israel habe noch eine lange Liste von Zielen im Iran, sagte der Militär.

Der iranische Präsident Massud Peseschkian warnte, die Reaktionen seines Landes würden "entschiedener und härter" ausfallen, sollten Israels feindliche Handlungen andauern. Israelischen Angaben zufolge durchbrachen 22 der 270 vom Iran in den vergangenen zwei Nächten abgefeuerten ballistischen Raketen den israelischen Abwehrschirm. In Jerusalem und Haifa heulten Luftschutzsirenen, wodurch etwa eine Million Menschen in Bunker flüchteten. In Tel Aviv und Jerusalem waren Explosionen zu hören, während Raketen über den Himmel flogen und Abfangraketen eingesetzt wurden.

"VOLLE STÄRKE UND MACHT"

US-Präsident Donald Trump lobte die israelische Offensive und bestritt iranische Vorwürfe einer US-Beteiligung. Er warnte Teheran davor, seine Vergeltungsmaßnahmen auf US-Einrichtungen auszuweiten. "Wenn wir in irgendeiner Weise vom Iran angegriffen werden, wird die volle Stärke und Macht der US-Streitkräfte auf euch niedergehen, in einem Ausmaß, das nie zuvor gesehen wurde." Trump fügte aber hinzu: "Wir können leicht ein Abkommen zwischen dem Iran und Israel erreichen und diesen blutigen Konflikt beenden."

Bundeskanzler Friedrich Merz stellte sich auf die Seite Israels. "Der Fortschritt des Irans auf dem Weg zur Atomwaffe hat dazu geführt, dass Israel am Freitag militärische Ziele im Iran angegriffen hat", sagte Merz am Sonntag vor seiner Abreise zum G7-Gipfel in Kanada. Für ihn sei klar, dass der Iran keine Nuklearwaffen besitzen dürfe. Dies wäre eine existenzielle Bedrohung Israels, des Nahen Ostens und der internationalen Staatengemeinschaft insgesamt. Wie andere Staaten auch forderte Merz die Wiederaufnahme der Diplomatie.

OFFENBAR ERSTER ANGRIFF AUF ENERGIEANLAGE

Vor der jüngsten Eskalation hatten die USA mit dem Iran verhandelt, um eine Zusage zur drastischen Einschränkung seines Atomprogramms zu erhalten. Der iranische Außenminister Abbas Araqchi beschuldigte Israel, diese Gespräche sabotieren zu wollen. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hatte am Donnerstag erklärt, der Iran verstoße gegen seine Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag. Israel, das den Vertrag nicht unterzeichnet hat und dem der Besitz von Atomwaffen nachgesagt wird, will verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickelt. Die Regierung in Teheran hat immer wieder betont, das Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zielen.

Die Sorge vor möglichen Störungen der Ölexporte aus der Region hatte die Ölpreise am Freitag bereits um neun Prozent steigen lassen. Israel hatte bei seinen ersten Angriffen die iranische Öl- und Gasindustrie verschont. Am Samstag gab es offenbar aber auch einen Angriff auf die iranische Energieinfrastruktur. Dabei wurde nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim die Produktion im Gasfeld South Pars teilweise ausgesetzt. South Pars vor der südlichen Provinz Buschehr ist das größte Gasfeld der Welt und die Quelle für den Großteil des im Iran produzierten Gases.

Die Aktienmärkte in der Region öffneten am Sonntag zum ersten Mal seit den israelischen Angriffen. Die Aktien in Tel Aviv stiegen nach einem anfänglichen Rückgang um 0,6 Prozent, während die saudi-arabischen Aktien um 1,2 Prozent fielen.

(Bearbeitet von Alexander Ratz Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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