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09.07.2025 /13:21:05
FOKUS 1-Trumps Zölle und China-Flaute bremsen Volkswagen-Konzern

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US-Geschäft im zweiten Quartal schwächer

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Nachfrage nach Elektroautos in Europa steigt
 
(Neu: Absatzdaten zu Audi, Traton, Hintergrund)
Berlin, 09. Jul (Reuters) - Die Autozölle von
US-Präsident Donald Trump und der Preiskrieg auf dem
chinesischen Elektroautomarkt haben den
Volkswagen <VOWG.DE>-Konzern gebremst. Der Wolfsburger Autobauer
setzte zwar insgesamt im ersten Halbjahr mit 4,41 Millionen
Autos 1,3 Prozent mehr Fahrzeuge ab als im Vorjahr. "Insgesamt
konnten wir unsere weltweiten Auslieferungen bis Ende Juni trotz
herausfordernder Rahmenbedingungen leicht steigern", sagte
VW-Vertriebschef Marco Schubert am Mittwoch. Zugewinne in Europa
und Südamerika hätten dabei die erwarteten Rückgänge in China
und Nordamerika mehr als ausgeglichen.
In den USA gelten seit April Auto-Einfuhrzölle von 27,5
Prozent. Darunter leiden insbesondere die beiden VW-Töchter Audi
und Porsche, die nicht über eine eigene Fertigung in den USA
verfügen und deswegen vollständig auf Importe angewiesen sind.
Im ersten Halbjahr schrumpfte der US-Absatz des Konzerns um 8,5
Prozent, nachdem es im ersten Quartal noch ein Plus von 6,2
Prozent gegeben hatte. Derzeit ringen die Europäische Union und
die USA um ein Abkommen, mit dem die Zollbelastung für die
Unternehmen reduziert werden soll. EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen sprach von einer engen Zusammenarbeit. Die
EU sei jedoch auf alles vorbereitet.
 
Volkswagen-Chef Oliver Blume war in den vergangenen
Monaten wiederholt in den USA, um dort für die Belange der
Autobranche zu werben. Er brachte als Gegenleistung für
niedrigere Zölle zusätzliche Investitionen in den USA ins Spiel.
Dabei geht es insbesondere um eine mögliche eigene
Fertigungsstätte für Audi. Im Frühjahr hatte Audi-Chef Gernot
Döllner erklärt, dass eine Entscheidung über ein eigenes Werk
noch in diesem Jahr fallen soll. Dort könnten Fahrzeuge für den
Weltmarkt gebaut werden, sagte er vor wenigen Wochen. Die
Autobranche macht sich zudem für einen Mechanismus stark, bei
dem Importe mit Exporten verrechnet werden könnten. Bislang
exportiert Volkswagen nur wenige Fahrzeuge aus seinem Werk in
Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee, vor allem nach Kanada.
Die Rivalen BMW <BMWG.DE> und Mercedes-Benz <MBGn.DE> betreiben
große Fabriken in den USA, wo sie eine Reihe von SUV-Modellen
für den Weltmarkt bauen.
 
In China sank der VW-Absatz im ersten Halbjahr um 2,3
Prozent auf gut 1,3 Millionen Autos. Der Rückgang habe im
erwartbaren Rahmen gelegen, hieß es. Vor allem das Geschäft mit
Elektroautos in China ist massiv unter Druck geraten,
einheimische Wettbewerber wie BYD fahren hier der Konkurrenz
davon. VW habe sich zuletzt verstärkt auf das profitable
Geschäft mit Verbrenner-Fahrzeugen konzentriert, teilte ein
Sprecher mit. Auf diese Weise sei es gelungen, den Absatz im
Juni wieder zu steigern. Eine Trendwende bei den E-Autos erhofft
sich VW von neuen Elektro- und Hybridmodellen, die bis 2027 auf
den Markt kommen sollen.

Bei den Marken lief es insbesondere im Volumengeschäft gut, zu dem die Kernmarke Volkswagen sowie Skoda und Seat/Cupra gehören: Hier legte der Absatz um 3,9 Prozent zu. Audi und Porsche verzeichneten dagegen ein Minus von 5,9 beziehungsweise 6,1 Prozent. Die Nutzfahrzeugtochter Traton <8TRA.DE> verkaufte 4,3 Prozent weniger Fahrzeuge.

Deutlich besser als vor Jahresfrist lief das Geschäft
mit Elektroautos, das vor allem in Europa derzeit brummt und
auch in den USA zulegte. Insgesamt lieferte der Konzern 465.500
Elektroautos aus, das sind 47 Prozent mehr als im Vorjahr.
Volkswagen kommt in Europa bei Elektroautos auf einen
Marktanteil von 28 Prozent und liegt damit weit vor der
Konkurrenz. Inzwischen fahre jedes fünfte der in Westeuropa
ausgelieferten Fahrzeuge elektrisch, sagte Vertriebschef
Schubert. In der Europäischen Union gelten seit diesem Jahr
schärfere CO2-Grenzwerte für Autobauer, allerdings haben die
Hersteller noch bis 2027 Zeit, diese Vorgaben zu erreichen.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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