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16.10.2024 /14:27:38
FOKUS 1-Airbus streicht in der Raumfahrtsparte jede 14. Stelle

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Bei Defence & Space fallen 2500 Arbeitsplätze weg

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Satelliten-Geschäft in einer strukturellen Krise

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Airbus will auf Kündigungen verzichten
 
(neu: Bestätigung der Pläne, Hintergrund)
Paris/München, 16. Okt (Reuters) -

Der europäische Flugzeugbauer Airbus <AIR.PA> <AIRG.DE> will in seiner Raumfahrt- und Rüstungssparte 2500 Stellen streichen. Das wären sieben Prozent der gut 35.000 Arbeitsplätze in der Sparte, die den Bau von Kampf- und Militär-Transportflugzeugen ebenso umfasst wie Telekommunikations-Satelliten ("OneSat"). Die Pläne sind Teil der Sanierung des Geschäfts, das zunehmend umkämpft ist. "Wir ergreifen jetzt die nächsten Schritte, nicht zuletzt, um uns an einen zunehmend schwierigen Raumfahrt-Markt anzupassen", sagte Sparten-Chef Mike Schöllhorn am Mittwoch in München. "Wir müssen schneller, schlanker und wettbewerbsfähiger werden." Der Stellenabbau soll bis Mitte 2026 umgesetzt sein.

Airbus wolle auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten
und alle sozialverträglichen Maßnahmen ausschöpfen, hieß es in
der Mitteilung. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern
hätten bereits begonnen. Wo die Stellen abgebaut werden, sei
noch offen, sagte ein Sprecher. Airbus Defence & Space ist vor
allem in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien
vertreten.
 
Airbus zieht damit die Konsequenzen aus der Krise vor
allem in der Satelliten-Sparte. Sie ist wachsender Konkurrenz
neuer, privater Anbieter wie dem "Starlink"-Projekt von
US-Unternehmer Elon Musk ausgesetzt, die schneller und billiger
arbeiten. In den vergangenen Monaten hat Airbus insgesamt 1,5
Milliarden Euro abgeschrieben, weil das Geschäft mit den
Satelliten stockt und die Kosten bei vielen Militäraufträgen aus
dem Ruder laufen. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits
im

Juli

erfahren, dass der Konzern ein Sparprogramm für die gesamte Sparte aufgesetzt hat, nachdem Manager die Kostensituation als "kritisch" betrachteten.

Daneben versucht Airbus-Chef Guillaume Faury die
europäische Konsolidierung vor allem im Satelliten-Geschäft
voranzutreiben. Dazu laufen Gespräche unter anderem mit den
Rüstungskonzernen Leonardo aus Italien und
Thales <TCFP.PA> aus Frankreich.
 
Auch der große Airbus-Rivale Boeing <BA.N> hat in der
vergangenen Woche den Abbau von 17.000 Stellen angekündigt, zehn
Prozent der Belegschaft. Dort geht es allerdings um das
Kerngeschäft mit Verkehrsflugzeugen, in dem der US-Konzern mit
hohen Verlusten und operativen Problemen kämpft. Die
Rüstungssparte stabilisiert dank Aufträgen der US-Regierung das
Geschäft eher. Boeing müsse das Personal an die "finanziellen
Realitäten" anpassen, sagte der neue Vorstandschef Kelly
Ortberg.

(Bericht von Alexander Hübner und Tim Hepher, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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