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Krisenzentrum ruft Krankenhaus-Personal |
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Hisbollah meldet mindestens drei Tote |
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Pager offenbar erst vor kurzen angeschafft |
(Neu: Krisenzentrum, Zahl der Verletzten, Tote) |
- von Laila Bassam |
Beirut, 17. Sep (Reuters) - Im Libanon sind am Dienstag |
mindestens acht Menschen durch die Explosion von Pagern getötet |
worden. 2750 Menschen seien im ganzen Land zum Teil schwer |
verletzt worden, teilte der Gesundheitsminister mit. Die von |
ihnen zur Kommunikation benutzten Geräte detonierten innerhalb |
von rund einer Stunde, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus |
Sicherheitskreisen erfuhr. Die radikal-islamischen |
Hisbollah-Miliz meldete, unter anderem ein Mädchen und zwei |
Erwachsene seien getötet worden. Ein Hisbollah-Vertreter, der |
anonym bleiben wollte, sprach von der größten Sicherheitspanne |
seit Beginn des Gazakrieges der mit der Hisbollah verbündeten |
Hamas mit Israel vor knapp einem Jahr. |
Pager sind früher verbreitete kleine Kommunikationsgeräte, mit denen kurze Botschaften empfangen werden können. Die Hisbollah erklärte, die Ursache der Explosionen werde untersucht. Vom israelischen Militär gab es zunächst keinen Kommentar.
KRISENZENTRUM RUFT PERSONAL IN KRANKENHÄUSER |
Das Krisenzentrum im Gesundheitsministerium forderte das |
gesamte medizinische Personal auf, sich in ihre jeweiligen |
Krankenhäuser zu begeben, um die große Zahl der Verwundeten zu |
versorgen. Gleichzeitig warnte das Krisenzentrum davor, die |
Pager zu benutzen. Das Libanesische Rote Kreuz teilte mit, dass |
über 50 Krankenwagen und 300 medizinische Notfallhelfer entsandt |
wurden, um bei der Versorgung der Opfer zu helfen. |
Die iranische Nachrichtenagentur Mehr meldete, auch der |
Botschafter der Islamischen Republik, Mojtaba Amani, sei durch |
eine Explosion verletzt worden. Ein Reuters-Journalist sah, wie |
Krankenwagen durch den Süden Beiruts rasten. Dort befindet sich |
die Hochburg der Hisbollah. Auf den Straßen machte sich demnach |
Panik breit. Ein anderer Reuters-Reporter sah, wie auf |
Motorrädern vor Schmerzen schreiende Menschen mit blutigen |
Händen zur Notaufnahme gebracht wurden. Der Leiter des |
Krankenhauses von Nabatieh im Süden des Landes, Hassan Wasni, |
sagte Reuters, dass etwa 40 Verletzte behandelt würden. Die |
Opfer hätten Verletzungen im Gesicht, an den Augen und an den |
Gliedmaßen. |
Regionale Fernsehsender strahlten Videoaufnahmen aus, |
auf denen zu sehen ist, wie ein kleines Handgerät, das neben der |
Kasse eines Lebensmittelladens platziert war, explodierte. In |
einer anderen Aufnahme ist eine Explosion in Hüfthöhe eines |
Mannes zu sehen. Der Mann steht an einem Obststand und stürzt |
nach der Explosion zu Boden. Er bleibt dort liegen und schreit |
vor Schmerzen. |
PAGER OFFENBAR VOR KURZEM VON HISBOLLAH BESCHAFFT |
Bei den Pagern, die explodiert seien, handele es sich um |
das neueste Modell, das die Hisbollah erst in den vergangenen |
letzten Monaten angeschafft habe, sagte drei Mitarbeiter von |
Sicherheitskreisen Reuters. Die Welle von Explosionen dauerte |
etwa eine Stunde nach den ersten Detonationen, die gegen 15:45 |
Uhr Ortszeit stattfanden. Unklar war zunächst, wie die |
Sprengsätze gezündet wurden. Zu den Explosionen war es nach |
Angaben aus den Sicherheitskreisen im gesamten Land gekommen, |
insbesondere jedoch im Süden von Beirut. |
Die Hisbollah unterstützt die ebenfalls |
radikal-islamische Hamas im Gazastreifen. Seit Ausbruch des |
Gazakrieges beschießen sich fast jeden Tag isralisches Militär |
und Hisbollah-Kämpfer entlang der israelisch-libanesischen |
Grenze. Tausende Menschen haben deswegen das Grenzgebiet |
verlassen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat |
angekündigt, ein neues Ziel des Krieges sei es, die |
Voraussetzungen für eine Rückkehr der Grenzbewohner zu schaffen. |
(Weitere Reporter Maya Gebeily and Emilie Madi; geschrieben von Rene Wagner und Hans Busemann; redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)